Alles Gute kommt von oben – für Alexander Zverev war ein Vogelschiss aber der Anfang vom Ende. Dem Tennis-Olympiasieger hatte während seines Zweitrunden-Matches bei den Australian Open ein Vogel auf den Kopf gemacht, danach lief beim Hamburger nicht mehr viel zusammen.
Das frühe Aus bei seinem Grand-Slam-Comeback hatte rational betrachtet aber andere Gründe: fehlender Rhythmus, eine frische Verletzung und wenig Selbstvertrauen. «Man muss klar sagen: Das war nicht genug von mir», sagte Zverev nach dem enttäuschenden 7:6 (7:1), 4:6, 3:6, 2:6 gegen Michael Mmoh aus den USA.
Siebeneinhalb Monate nach seiner schweren Fußverletzung im French-Open-Halbfinale lautete Zverevs nicht überraschendes, aber dennoch ernüchterndes Fazit: «Ich habe harte Arbeit vor mir, damit ich dahin zurückkomme, wo ich war.»
Laura Siegemund weiter im Turnier
Weil Zverev erstmals seit seinem Debüt 2016 beim Hartplatzturnier im Melbourne Park die dritte Runde verpasste, ist aus deutscher Sicht nur noch Laura Siegemund dabei. «Jetzt bin ich noch drin und versuche, das Beste für unser Land herauszuholen», sagte die Weltranglisten-158. nach ihrem Zweitrundensieg mit 5:7, 7:5, 6:3 gegen die Rumänin Irina-Camelia Begu. Ein Einzug ins Achtelfinale wäre aber eine große Überraschung, denn die nächste Gegnerin ist die an Nummer vier gesetzte Französin Caroline Garcia. «Ich habe absolut nichts zu verlieren», meinte die 34-jährige Siegemund.
Das hatte im Prinzip auch Zverev nicht, niemand erwartete von ihm nach der langen Zwangspause den Titel. Es sei nicht so, «dass ich mir eine Riesenschuld geben muss», sagte der Hamburger. Er könne nach der langen Pause nicht erwarten, «dass ich rauskomme und jede Chance nutze». Doch sowohl gegen den eigentlich in der Qualifikation schon gescheiterten Lucky Loser Mmoh als auch beim mühsamen Fünfsatzsieg zum Auftakt gegen den peruanischen Qualifikanten Juan Pablo Varillas spielte der Weltranglisten-13. sehr wechselhaft und war weit von seiner Topform entfernt.
«Ich habe kein richtiges Gefühl fürs Spiel, was ich in welchen Situationen machen muss», verriet der 25-Jährige. Hinzu kamen Schmerzen im linken Oberschenkel, die ihn vor allem beim Absprung zum Aufschlag behindert hätten. Nur wenn mit dem Bein «alles okay» sei, werde er als Nächstes in der Davis-Cup-Qualifikationsrunde am 3. und 4. Februar in Trier gegen die Schweiz antreten.
Bei den French Open will Zverev wieder der alte sein
Sein Blick geht ohnehin weiter. In vier Monaten bei den French Open, wo er im Vorjahr im Halbfinale gegen Rafael Nadal böse umgeknickt und brutal aus seinen Titelträumen gerissen worden war, will Zverev wieder der alte sein. Das beschwor er in Melbourne: «Man muss nach vorne schauen und sich selber sagen: Es wird in den nächsten Monaten besser.»
Über die skurrile Szene beim Stand von 2:2 im zweiten Satz, als der Vogelmist direkt auf seinem Kopf landete, sprach Zverev nicht mehr. Boris Becker hofft, dass es ein gutes Omen war. «Normalerweise kommt ja alles Gute von oben», sagte der Eurosport-Experte: «Vielleicht ist das insgesamt ein gutes Zeichen für das Jahr für ihn.» Becker lobte zumindest Zverevs kämpferische Einstellung: «Er hat sein Herz wirklich auf dem Platz gelassen und alles versucht.»
Nadal fällt länger aus
Spaniens Tennisstar Rafael Nadal gab derweil einen Tag nach seiner Zweitrunden-Niederlage neue Informationen zu seiner Verletzung bekannt. Die MRT-Untersuchung habe ergeben, dass der wichtigste Muskel für die Hüftbeugung in der Leiste beschädigt sei und er sechs bis acht Wochen ausfalle, schrieb der 22-malige Grand-Slam-Turniergewinner in den sozialen Medien. Damit stünde einem Start bei den French Open nichts im Wege.
Nach dem topgesetzten Nadal verabschiedete sich auch die Nummer zwei des Turniers in der zweiten Runde: Der Norweger Casper Ruud, im Vorjahr bei den French Open und US Open jeweils im Finale, musste sich dem US-Amerikaner Jenson Brooksby mit 3:6, 5:7, 7:6 (7:4), 2:6 geschlagen geben.