Außenansicht des Jean-Paul-Museums. Das Museum ist im ehemaligen Wohnhaus von Richard Wagners Tochter Eva und deren Mann Houston Stewart Chamberlain untergebracht. Die Stadt Bayreuth plant nun darin ein NS-Dokumentationszentrum. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Karmann/dpa)

Die Stadt Bayreuth plant ein NS-Dokumentationszentrum. Und zwar unter anderem im früheren Wohnhaus von Houston Stewart Chamberlain (1855-1927), Schwiegersohn Richard Wagners und Vordenker von Rassismus und Antisemitismus.

Im Chamberlain-Haus ist allerdings momentan noch das Museum untergebracht, das Jean Paul (1763-1825) gewidmet ist. Der Kontrast zwischen dem fantasievollen, verträumten Dichter, der in Wunsiedel geboren wurde und in Bayreuth starb, und dem rassistischen Ideologen Chamberlain könnte nicht größer sein. Nach Plänen der Stadt soll das Jean-Paul-Museum nun bald umziehen – und zwar in das ehemalige Wohnhaus Jean Pauls. Der Kulturausschuss hat inzwischen zugestimmt.

Gerade im Dunstkreis der Festspiele entwickelte sich ein Gerüst aus Rassismus, Antisemitismus und völkischer Ideologie, das die Nationalsozialisten sich zunutze machten. Adolf Hitler war glühender Verehrer der Werke Richard Wagners und oft in Bayreuth zu Gast – als Freund der Wagner-Familie. Wenige Städte würden so stark mit dem NS-Regime in Verbindung gebracht wie Bayreuth, hieß es kürzlich in einer Mitteilung der Kommune.

Vom Bund gefördert

Der Bund hat der Stadt demnach eine Förderung von bis zu rund 11,6 Millionen Euro zugesagt. Aktuell stehe die Akquise von Drittmitteln im Vordergrund, erläuterte ein Rathaussprecher. Insgesamt rechne man mit Kosten von etwa 23 Millionen Euro. Neben dem Chamberlain-Haus sollen zum Dokumentationszentrum der NS-Ideologiegeschichte noch weitere Stätten gehören, so etwa ein Haus in der Innenstadt, das die Stadt kürzlich kaufen konnte und das nun saniert werden soll. Integriert werden soll auch die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte, die an den in Bayreuth geborenen Gewerkschaftler und NS-Widerstandskämpfer Wilhelm Leuschner erinnert.

Wann mit einer Eröffnung des Zentrums zu rechnen ist, lässt die Stadt noch offen. «Diese Frage lässt sich aktuell leider noch nicht seriös beantworten. Es wird mit einem mehrjährigen Planungsvorlauf gerechnet, bevor die Sanierungsarbeiten durchgeführt werden können», sagte der Sprecher. Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) und Kulturreferent Benedikt Stegmayer seien jedoch sehr daran interessiert, «das Projekt möglichst schnell zu realisieren».

Große und bekannte NS-Dokumentationszentren gibt es bereits an bayerischen Orten, die für die Geschichte des Nationalsozialismus von Bedeutung sind: Auf dem Obersalzberg in Berchtesgaden, in München und in Nürnberg auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände.

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