Bertelsmann treibt zurzeit viele Veränderungen voran. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Lino Mirgeler/dpa)

Der Bertelsmann-Konzern will einen Teil seiner Dienstleistungssparte an die Börse bringen.

Das Unternehmen Majorel, an dem der Konzern zur Hälfte beteiligt ist, teilte in Luxemburg mit, noch im zweiten Halbjahr eine Börsennotierung in Amsterdam anzustreben.

Bertelsmann-Chef Thomas Rabe sagte in einer Konzernmitteilung: «Bertelsmann bleibt auch nach der Privatplatzierung strategischer Aktionär von Majorel, zusammen mit dem Partner Saham.»

Das Medien-, Dienstleistungs- und Bildungsunternehmen Bertelsmann hält 50 Prozent der Anteile an Majorel, die andere Hälfte die marokkanische Saham Group. Majorel entstand Anfang 2019. Bertelsmann und Saham gingen dazu eine Partnerschaft ein und legten einige ihrer Geschäftsbereiche zusammen, um einen führenden Anbieter von Kundenservice-Leistungen – im Bereich Customer Experience – aufzubauen. Dabei handelt es sich um die Optimierung der Beziehungen eines Unternehmens zu seinen Kunden unter anderem mit technischen Lösungen.

Majorel ist in rund 30 Ländern mit mehr als 60.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aktiv. Zu den mehr als 400 Kunden zählen den Angaben zufolge auch globale Tech-Unternehmen. Der Majorel-Umsatz lag laut Bertelsmann-Bilanz 2019 bei 1,2 Milliarden Euro und 2020 bei rund 1,38 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr dieses Jahres wuchs der Majorel-Umsatz laut Rabe um 35 Prozent. Vor Wochen hatte das «Handelsblatt» über die Börsengang-Pläne berichtet. Der Konzern hatte das damals nicht kommentiert.

Zur Gründung von Majorel hatte es 2019 von Bertelsmann geheißen, dass diese die Antwort auf die voranschreitenden Veränderungen in der Customer-Experience-Industrie getrieben durch die Digitalisierung sei. Prognosen zeigten demnach, dass in den Folgejahren bis zu einem Viertel der bestehenden Callcenter-Interaktionen über automatisierte Technologien abgewickelt werden könnten. «Bis 2027 könnte diese Zahl sogar auf fast die Hälfte steigen», hatte es geheißen.

Die Dienstleistungssparte Arvato – zu der auch Majorel hinzugerechnet wird – ist in der Bertelsmann-Bilanz eine wichtige Säule. Vergleicht man die Umsätze innerhalb des Konzernportfolios, so steuerte der Bereich Arvato 2020 den zweitgrößten Posten mit rund 4,4 Milliarden Euro bei. An der Spitze steht das TV-Geschäft der RTL Group mit rund 6 Milliarden Euro. An Position drei steht die Buchssparte Penguin Random House (3,8 Milliarden Euro).

Der gesamte Konzernumsatz belief sich 2020 auf 17,3 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2021 stiegen die Erlöse im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr um 10,7 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro.

Bertelsmann treibt zurzeit viele Veränderungen voran. Diese betreffen vor allem die RTL Group: In europäischen Märkten sollen größere Einheiten entstehen, um im jeweiligen Markt mit TV und Streaming den weltweiten Streaminganbietern wie Netflix und Amazon etwas entgegensetzen zu können. Bertelsmann geht dazu unterschiedliche Wege. In Deutschland bringt Bertelsmann TV-Geschäft mit dem deutschen Magazingeschäft des eigenen Hamburger Zeitschriftenverlags Gruner + Jahr («Stern», «Geo») zusammen. RTL kauft die Magazinsparte des Verlags zum nächsten Jahr.

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