Bayerns Matthijs de Ligt (l) trifft sehenswert zur Führung für den Rekordmeister im Breigau. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Wie stark die Bayern unter Druck standen, ließ sich auch an Joshua Kimmichs emotionalen Jubel nach dem Schlusspfiff erkennen. Der Münchner Nationalspieler zeigte die Fäuste und machte sich auf den Weg in Richtung der Fans des SC Freiburg.

Wenige Augenblicke später war er umzingelt von Gegenspielern, die auf ihn einredeten und an seinem Trikot zerrten. Die Gelbe Karte nach der Rudelbildung konnte Kimmich verschmerzen, die Erleichterung über das 1:0 (0:0) des Tabellenführers und die geglückte Pokal-Revanche überwog deutlich.

«In erster Linie war es extreme Freude, weil es für uns sehr wichtig war, natürlich auch pure Emotionen. Es war auch ein Stück weit drüber», sagte Kimmich, den ein Film auf der Anzeigetafel über den Freiburger Pokalsieg im Viertelfinale am vergangenen Dienstag in München «provoziert» hatte. «Mein Jubel am Ende war eine Reaktion darauf. Ich kann jeden verstehen, der das als unsportlich bezeichnet. Das macht man nicht», sagte der 28-Jährige bei Sport1 entschuldigend.

Tuchel: «Es kommen jetzt nur noch gefühlte Pokalspiele»

Beim Wiedersehen mit den Freiburgern brauchten die Münchner viel Geduld und am Ende auch die Brechstange. Abwehrspieler Matthijs de Ligt (51. Minute) sorgte mit einem Distanzschuss für eine geglückte Generalprobe vor dem Hinspiel im Viertelfinale der Champions League am Dienstag bei Manchester City. «Ich habe den Raum gesehen und geschossen, natürlich war auch ein bisschen Glück dabei. Es ist ein unglaubliches Gefühl», sagte der Siegtorschütze im Sky-Interview.

Sein Trainer war in Gedanken schon bei den bevorstehenden Prüfungen im Bundesliga-Titelkampf und der Königsklasse. «Es kommen jetzt nur noch gefühlte Pokalspiele. Das wird sich in den kommenden Wochen nicht mehr ändern», sagte Tuchel. Für den Nachfolger von Julian Nagelsmann war die Partie in Freiburg die erste in der Fremde. Zuvor hatte Tuchel daheim mit 4:2 seine Premiere gegen Borussia Dortmund siegreich gestalten können und anschließend eben gegen den Sport-Club verloren. Er habe «Leidenschaft, Herz und Spirit» gesehen, sagte Tuchel am Samstag.

Bayern muss sich vor City-Kracher steigern

Er sah aber auch, dass sich seine Spieler einmal mehr schwertaten. Ohne Eric Maxim Choupo-Moting, der wegen Knieproblemen fehlte, ließen die Bayern über weite Strecken die Durchschlagskraft vermissen. Vertreter Serge Gnaby in der Spitze und Leroy Sané auf dem Flügel waren bemüht, vergaben aber zahlreiche Möglichkeiten. Erst der Schuss aus der Distanz von de Ligt machte den Unterschied. «Unter dem Strich haben wir aber verdient gewonnen», sagte Tuchel.

Was aber auch weiterhin fehlt, ist die Leichtigkeit. Gegen den englischen Meister müssen die Bayern mehr bringen, das ist allen klar. «Ich freue mich darauf, diese Spiele anzugehen», sagte Torhüter Yann Sommer. «Wir haben ein klares Ziel. Wir wollen weiterkommen und müssen zwei Top-Leistungen abrufen.»

Konstanz zeigten die Bayern aber zuletzt selten, immer wieder waren die Auftritte wechselhaft. «Wir werden aber mutig dorthin fahren», sagte Tuchel. «Die Champions League ist ein Wettbewerb, wo die Tagesform entscheidet. Es kann alles passieren, wenn wir bereit sind, uns bis an die Decke zu strecken. Und ich glaube, dass wir das sind.»

München weiter Titelverteidiger – Freiburg verliert Anschluss

Gegen Freiburg machten es die Bayern bis in die Nachspielzeit hinein spannend, anstatt einen zweiten Treffer nachzulegen. Wäre Sommer nicht gegen Roland Sallai zur Stelle gewesen, hätten die Gäste beinahe erneut einen späten Rückschlag hinnehmen müssen.

So sind die Münchner, nachdem sie sich erst am vergangenen Wochenende die Tabellenführung zurück erkämpft hatten, weiter auf Kurs in der Liga. Der Triple-Traum ist zwar ausgeträumt, doch zwei Trophäen sind noch möglich. «Es ist ein Countdown bis zum Saisonende und da geht es darum, nachzulegen, nachzulegen und wieder nachzulegen, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen», sagte Tuchel.

Geht das Vorhaben des neuen Cheftrainers auf, wird Joshua Kimmich noch häufiger die Möglichkeit haben, emotional zu jubeln – dann vielleicht wieder mit seinen Mitspielern.

Maximilian Wendl, dpa

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