Bundesagrarminister Cem Özdemir (r) kostet beim Eröffnungsrundgang am Stand von Georgien. Im Hintergrund: Bauernpräsident Joachim Rukwied. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Fabian Sommer/dpa)

Schlemmen, staunen, Tiere streicheln: Die Agrarmesse Grüne Woche hat nach zweijähriger Corona-Pause wieder in Berlin begonnen. Tausende Besucherinnen und Besucher kamen am Freitag in die Messehallen, um sich über die Ernährungswirtschaft zu informieren und Spezialitäten zu kosten. Zu den Themen der Branchenschau, bei der sich 1400 Aussteller aus 60 Ländern präsentieren, gehören auch die hohen Lebensmittelpreise infolge des Ukraine-Krieges und der Wandel der Landwirtschaft zu mehr Tier- und Umweltschutz. Diskutiert wird auch über Forderungen nach Steuersenkungen für bestimmte Produkte.

Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) sagte beim Auftaktrundgang, die Messe sei auch Gelegenheit zum Dank, dass Bauern Tag für Tag dafür sorgten, dass der Tisch gedeckt sei. Das sei nicht selbstverständlich, weil es auf der Erde Menschen gebe, «die hungrig ins Bett gehen müssen.» Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hob hervor, dass das Messegeschäft in Berlin wieder gut angelaufen sei. Dass wieder echtes «Testen und Schmecken und Riechen und Fühlen und Erleben stattfinden kann, freut uns natürlich sehr». Erwartet wrden bis 29. Januar rund 300.000 Gäste.

1400 Aussteller aus 60 Ländern sind dabei

Bis zum 29. Januar präsentieren sich auf der Messe 1400 Aussteller aus 60 Ländern. Die SPD-Politikerin Giffey betonte, dass das Messegeschäft in der Hauptstadt wieder gut angelaufen sei. «Dass jetzt hier wieder das echte Testen und Schmecken und Riechen und Fühlen und Erleben stattfinden kann, freut uns natürlich sehr.» Die Messe setze zugleich ein Signal der Solidarität mit der Ukraine.

In den Tagen vor Beginn der Messe dominierten die Themen Inflation, Tierwohl und der strauchelende Biomarkt die Diskussionen zwischen Branchenvertretern und Politik. Özdemir sagte, wenn man über die Inflation und Energiepreise spreche, lande man beim Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Deshalb gelte: «Dieser Krieg muss enden.» Russland und die Ukraine sind auf der Messe nicht vertreten.

Rund um den Messebeginn vielfach diskutiert wurde über die Forderung nach einer Mehrwertsteuersenkung für bestimmte Lebensmittel. Das breite gesellschaftliche Bündnis «Wir haben es satt», das für Samstag zu einer Demo mit 50 Traktoren am Brandenburger Tor aufgerufen und dazu 10 000 Teilnehmer angemeldet hat, fordert eine Senkung für «klimagerechte Lebensmittel». Özdemir wünscht sich eine Senkung für Obst und Gemüse, nicht aber für tierische Erzeugnisse.

Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte dazu dem «Tagesspiegel»: «Wir brauchen einen einheitlichen Mehrwertsteuersatz für Lebensmittel.» Eine Lenkung des Konsums über die Steuer sei nicht in seinem Sinne. Grundsätzlich dürfe die Mehrwertsteuer für Lebensmittel «gern niedriger sein als die aktuellen Sätze, über die Höhe kann man diskutieren».

Die bayerische Ernährungsministerin Michaela Kaniber (CSU) sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Für eine wirkliche Entlastung der Verbraucher brauchen wir die Absenkung der Mehrwertsteuer auf alle Grundnahrungsmittel. Am besten auf Null. Kiwis aus Neuseeland und Avocado aus Südamerika können nicht das Hauptziel der Entlastung sein.»

Den heimischen Anbau von Obst und Gemüse sieht Rukwied gefährdet. Beim Spargel und bei den Erdbeeren seien im vergangenen Jahr Felder nicht mehr abgeerntet worden, weil der italienische Spargel nur drei Euro je Kilo gekostet habe. «Mit solchen Preisen können wir nicht mithalten», kritisierte Rukwied und forderte einen europäischen Mindestlohn.

Baden-Württemberg fehlt

Die weitaus meisten Aussteller in den Messehallen kommen aus Deutschland. 12 der 16 Bundesländer präsentieren sich vor Ort. Das große Flächenland Baden-Württemberg fehlt überraschend. Neben einer großen Blumenhalle lockt auch eine neugestaltete Tierhalle viele Besucher an. Zudem gehört der Erlebnis-Bauernhof des Forums Moderne Landwirtschaft zu den Höhepunkten.

Die Deutsche Bahn und der Handelskonzern Rewe präsentierten derweil einen Einkaufsbus, der das Angebot auf dem Land verbessern soll. Im März soll nach Bahnangaben ein Pilotprojekt in Nordhessen beginnen. Der «Supermarkt auf Rädern» soll Gemeinden in mehreren Landkreisen anfahren. 700 verschiedene Produkte gebe es zu kaufen – von frischem Obst und Gemüse bis zu Tiefkühlwaren, Getränken und Kosmetik. Zum großen Teil handele es sich um regionale Waren, auch Fairtrade- und Bioprodukte gebe es.

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