König Charles III. und Königsgemahlin Camilla beim Verlassen der Abbey im schottischen Dunfermline. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andrew Milligan/PA/AP/dpa)

Hände schütteln, einer jubelnden Menge winken, noch mehr Hände schütteln, ein paar warme Worte hier und da: Die Bilder des ersten öffentlichen Besuches von König Charles III., die am Montag im schottischen Dunfermline entstehen, wirken vertraut.

Auch als Thronfolger hat der 73-Jährige mit seiner Frau Camilla schon Hunderte Besuche im Königreich und darüber hinaus absolviert. Kehrt im Königshaus nach der mehrwöchigen Trauerphase für die gestorbene Queen nun also «business as usual» ein? Jein. Denn während der neue König sich in den Alltag einfindet, dringen bereits ungewohnte Töne durch die Mauern des Palastes.

So bestätigte dieser am Sonntag, dass der König im kommenden Monat nicht zum Weltklimagipfel nach Ägypten reisen werde – und zwar auf Anraten der neuen britischen Premierministerin Liz Truss.

Charles – ein schon lange engagierter und bestens vernetzter Vorkämpfer für den Klimaschutz – soll zuvor bereits Pläne und Verabredungen für den Gipfel getroffen haben. Doch als britisches Staatsoberhaupt handelt der König traditionell im Einvernehmen mit der Regierung – und diese hat unter der neuen Regierungschefin keine allzu grüne Agenda.

Charles sei «persönlich enttäuscht», sagte ein nicht namentlich genannter Insider, der dem König nahe stehen soll, der «Sunday Times», die die Kontroverse öffentlich machte. Er werde aber seinen Weg finden, trotz Abwesenheit seine Stimme bei dem internationalen Treffen hörbar zu machen.

Die Kommunikation läuft etwas anders

Dass Charles‘ Ansichten mit der Ideologie der aktuellen konservativen Regierung nicht übereinstimmen dürften, ist ein offenes Geheimnis. So ließ er etwa vor einigen Monaten – damals noch als Thronfolger – durchblicken, dass er den Plan der Tories, Asylsuchende nach Ruanda auszufliegen, für «entsetzlich» halte. In seiner ersten Rede als König bedauerte er direkt, sich nicht mehr wie bisher für einige seiner Herzensangelegenheiten einsetzen zu können.

Interessanter als die Meinungsverschiedenheiten an sich ist jedoch, dass die Öffentlichkeit davon überhaupt erfährt. Das sei nur möglich, wenn Charles dies persönlich absegne, spekulierten Royal-Experten auf Twitter. Zu Zeiten von Queen Elizabeth II. wurde zwar auch endlos über deren persönliche Meinung und vermeintliche politische Signale sinniert. Doch ihre strikte Zurückhaltung in diesen Fragen wurde über die Jahrzehnte zum Markenzeichen.

Die gestrichene Klima-Mission ist ein erstes Zeichen, dass man dies Charles wohl auch in seiner neuen Rolle nicht nachsagen wird. Doch ob er es auf eine offene Konfrontation mit der Regierung ankommen lässt, muss sich erst noch zeigen.

Bei seinem Besuch in Dunfermline setzte Charles ebenfalls Signale – wenn auch subtilere. Landestypisch in einen blau-grün-karierten Schottenrock gekleidet beglückwünschte er den Ort zu seinem neuen Status als eigenständige Stadt und er erinnerte daran, dass die «tiefe Liebe zu Schottland» ein Fundament des Lebens seiner vor wenigen Wochen gestorbenen Mutter gewesen sei.

Charles betont die Rolle Schottlands im Königreich

Dass sich Charles als erstes im nördlichsten britischen Landesteil zeigt, dürfte nicht nur damit zusammenhängen, dass er dort die verlängerte Trauerperiode verbracht hat. Es gilt gleichzeitig als starkes Zeichen für die Zugehörigkeit Schottlands zum Königreich und seine eigene Verbundenheit. In den kopfsteingepflasterten Straßen von Dunfermline, das rund 30 Kilometer nordwestlich von Edinburgh liegt, empfingen Hunderte Schaulustige freudig das Königspaar. Charles und Camilla besuchten dort auch eine mittelalterliche Kirche, in der mehrere frühere schottische Könige begraben liegen.

Später wollte das Königspaar im Holyrood-Palast, der königlichen Residenz in Schottland, Menschen aus indischen, pakistanischen und anderen in Großbritannien vertretenen asiatischen Gemeinschaften empfangen. «Das ist sehr wichtig für ihn», kommentierte der Historiker Anthony Seldon der BBC zufolge. «Er will von allen Glaubensrichtungen und Gruppen akzeptiert werden und eine verbindende Figur sein.» Gerade in turbulenten politischen Zeiten wolle der Monarch eine Institution sein, die spaltenden Kräften entgegenstehe.

Von Larissa Schwedes, dpa

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