Gewonnen: Coleen und Wayne Rooney beim Verlassen des Royal Courts Of Justice in London. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Yui Mok/PA Wire/dpa)

Englands «Krieg der Spielerfrauen» ist entschieden. Ein Londoner Gericht hat die Verleumdungsklage von Rebekah Vardy gegen Coleen Rooney abgewiesen. Damit nicht genug: Das Urteil ist eine heftige Niederlage für die Ehefrau von Fußballprofi Jamie Vardy und ein Sieg auf ganzer Linie für die Gattin von Ex-Stürmerstar Wayne Rooney.

Denn Richterin Karen Steyn bestätigte in ihrer am Freitag veröffentlichten Entscheidung unterm Strich die Vorwürfe der 36-jährigen Rooney, dass die 40 Jahre alte Vardy private Informationen an die Boulevardzeitung «Sun» durchgestochen hat.

Es sei «wahrscheinlich», dass Vardys ehemalige Agentin die Geschichten weitergereicht habe, so Steyn. «Nichtsdestotrotz zeigen die Beweise meiner Meinung nach eindeutig, dass Mrs Vardy von diesem Verhalten wusste und es billigte.» Sie habe ihre Mitarbeiterin auf Rooneys privates Instagram-Konto verwiesen, ihr Screenshots der Beiträge geschickt und auf Themen aufmerksam gemacht, die für die Klatschpresse interessant sein könnten. Später habe Vardy zudem auf Anfrage von Medien die Geschichten kommentiert. Die Richterin wies darauf hin, dass Vardy eine Zeugenbefragung ihrer Ex-Agentin abgelehnt habe – und deren Handy just dann angeblich zufällig ins Meer fiel, als es zur Beweiserfassung beschlagnahmt werden sollte.

Coleen Rooney wurde zu «Wagatha Christie»

Anstoß Rooney: Im Oktober 2019 lässt die Mutter von vier Kindern die Bombe platzen, natürlich mit einem Social-Media-Beitrag. Jemand aus ihrem Freundeskreis, so schreibt sie, gebe Informationen, die sie ausschließlich in ihrem privaten Instagram-Account gepostet habe, an die «Sun» weiter. Zur Überprüfung habe sie alle Abonnenten blockiert – bis auf ein Konto. Sodann habe sie erfundene Geschichten in ihren privaten Instagram-Storys gepostet – alle seien von der «Sun» aufgegriffen worden. Daher wisse sie mit Sicherheit, wer dahinter stecke, schrieb Rooney, um dann mit dramatischen Satzzeichen die Pointe zu setzen: «Es war ………. Rebekah Vardys Account.»

Dass Rooney mit geradezu kriminalistischem Spürsinn vorging, brachte ihr sogar einen neuen Spitznamen ein. Medien ernannten die wohl berühmteste Vertreterin der «Wags» – wie Spielerfrauen in England nach der Abkürzung für «wives and girlfriends» genannt werden – zu «Wagatha Christie», nach der berühmten Krimi-Autorin Agatha Christie. Vardy aber klagte wegen Verleumdung auf Schadenersatz.

Fußball, Klatsch, Verrat: Der jahrelange Streit bot so gut wie alles, was in Großbritannien für Aufsehen sorgt. Auch die prominenten Ehemänner der beiden Kontrahentinnen sagten aus. Nun also das Justiz-Finale – kurz vor dem Endspiel der Frauenfußball-Europameisterschaft in London von vielen Menschen in England teils amüsiert, teils mit Kopfschütteln verfolgt.

Fragen bleiben. War es Geltungsdrang oder Neid, dass Rebekah Vardy ihre Agentin zur «Sun» laufen ließ? In Textnachrichten diskutierten die beiden, was die Presse wohl interessieren könnte. Bereits früher hatte Vardy Geschichten über andere Promis an die Medien gegeben, damals erklärte sie das mit Naivität und Unreife. Auch deshalb zeigte sie sich nun schockiert, als Rooney die Vorwürfe öffentlich machte.

Richterin Steyn kann die Reaktion sogar nachvollziehen. «Die Rolle von Mrs Vardy bei der Offenlegung von Informationen an die „Sun“ war, so scheint es mir, eher gedankenlos denn Teil einer überlegten und abgestimmten Geschäftspraxis», teilte Steyn mit. Ihr Fazit: Die Klägerin habe sich vor allem selbst getäuscht.

Coleen Rooney, deren Ehemann Wayne mittlerweile Trainer in den USA ist, will mit dem Fall abschließen. «Obwohl ich Mrs Vardy nicht böse bin, macht das heutige Urteil deutlich, dass ich mit dem, was ich in meinen Posts vom Oktober 2019 geschrieben habe, Recht hatte», teilte sie mit. Sie habe es nie zum Prozess kommen lassen wollen, doch habe Vardy alle Bemühungen um Einigung abgelehnt. Für die Ehefrau von Leicester-City-Angreifer Jamie Vardy wird es nun teuer. Die Nachrichtenagentur PA schätzt die Gerichtskosten auf drei Millionen Pfund (3,57 Mio Euro). Den Großteil wird Vardy tragen müssen.

Von Benedikt von Imhoff, dpa

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