Die Commerzbank sieht sich trotz eines Ergebniseinbruchs im dritten Quartal auf Kurs zu einem Gewinn von mehr als einer Milliarde Euro im Gesamtjahr. Die gestiegenen Zinsen stimmen den 2021 als Sanierer angetretenen Vorstandschef Manfred Knof zudem positiver für die kommenden Jahre. In den ersten neun Monaten verdiente das Institut trotz hoher Belastungen in Polen unter dem Strich bereits 963 Millionen Euro und damit mehr als von Experten erwartet.
«Wir haben große Fortschritte bei der Umsetzung unserer „Strategie 2024“ erzielt und sind auf gutem Weg, unsere Ziele zu erreichen», sagte Knof. Damit sei die Commerzbank in einem schwierigen Umfeld widerstandsfähiger geworden. Die Einnahmen sollen dank gestiegener Zinsen und eines verbesserten Kundengeschäfts in den kommenden Jahren stärker steigen als gedacht. So sollen die Erträge des Instituts bis 2024 auf zehn Milliarden Euro steigen – und damit fast eine Milliarde höher ausfallen als bisher angepeilt. Der Großteil der Mehreinnahmen dürfte jedoch für höhere Kosten draufgehen.
So erwartet das Management für dieses Jahr zwar weiter Kosten von 6,4 Milliarden Euro. Bis 2024 dürften sie aber vor allem wegen der Inflation statt auf 5,4 Milliarden nur auf 6 Milliarden Euro sinken. Trotzdem soll der operative Gewinn dann auf rund 3,2 Milliarden Euro klettern – und damit rund 200 Millionen höher ausfallen als bisher geplant. Branchenexperten hatten zuletzt allerdings im Schnitt schon 3,4 Milliarden auf dem Zettel.
Finanzchefin Orlopp: Commerzbank «auf der Zielgeraden»
In diesem Jahr sieht Finanzchefin Bettina Orlopp die Commerzbank «auf der Zielgeraden» zu mehr als einer Milliarde Euro Gewinn. «Die Zahlung einer Dividende haben wir weiterhin fest im Blick.» Der Zinsüberschuss soll 2022 auf mehr als sechs Milliarden Euro steigen. Die Risikovorsorge für gefährdete Kredite dürfte den Angaben zufolge bei etwa 700 Millionen Euro liegen. Das Institut will anders als manche Wettbewerber nicht mit Lockangeboten und hohen Zinsen auf Kundenfang gehen. Man werde in den nächsten Wochen und Monaten aber mehr Dynamik bei den Zinsen sehen, sagte Orlopp.
Im dritten Quartal zehrten allerdings die bereits bekannten Belastungen rund um die umstrittenen Schweizer-Franken-Kredite bei der polnischen Tochter mBank an Erträgen und Gewinn des MDax-Konzerns. Hinzu kamen die gesetzlich verordneten Zins- und Tilgungsstundungen in dem Land. Bei der Commerzbank schlugen die beiden Posten mit fast 750 Millionen Euro zu Buche.
In der Folge gingen die Erträge – also die gesamten Einnahmen des Commerzbank-Konzerns – um rund sechs Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Euro zurück. «Ohne die genannten Sonderbelastungen in Polen wäre der Vorjahreswert um mehr als ein Viertel übertroffen worden», schrieb das Institut. Im Gesamtjahr dürfte die mBank wegen der Belastungen rote Zahlen schreiben.
Das Frankfurter Geldhaus legte mit 84 Millionen Euro fast viermal so viel Geld für drohende Kreditausfälle zurück wie im Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich verdiente die Commerzbank 195 Millionen Euro, knapp halb so viel wie ein Jahr zuvor.
Der Anfang 2021 angetretene Konzernchef Knof hatte mit einem Sparkurs radikal umgesteuert. Beim Abbau von brutto rund 10.000 Vollzeitstellen sieht sich das Institut im Plan. Der Wegfall von rund 8350 Jobs vor allem im Inland ist demnach weitgehend geregelt. Der Abbau weiterer rund 1100 Vollzeitstellen soll in den kommenden Quartalen vor allem im Ausland erfolgen.
Im Inland tritt die Commerzbank bei den Filialen härter auf die Kostenbremse. Statt auf 450 Standorte setzte der Vorstand zuletzt auf gut 400 Niederlassungen bundesweit. Vor Beginn der Pandemie hatte das Institut ein vergleichsweise dichtes Filialnetz mit etwa 1000 Standorten in Deutschland.