Erst mit einem kräftigen Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren können Stück für Stück die Lücken wieder geschlossen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marcus Brandt/dpa)

Die Corona-Pandemie hat in den vergangenen beiden Jahren zu riesigen wirtschaftlichen Schäden geführt. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln kommt in einer Analyse zum Ergebnis, dass der Wertschöpfungsausfall bei rund 350 Milliarden Euro liegt.

Ein Großteil davon gehe auf Ausfälle beim privaten Konsum zurück, unter anderem wegen Lockdown-Maßnahmen. Selbst wenn zum Jahresende 2022 beim Bruttoinlandsprodukt das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden sollte, bestehe auch dann noch eine «markante Lücke» zur Wirtschaftsleistung im Vergleich dazu, wenn es die Pandemie nicht gegeben hätte, heißt es in einem IW-Kurzbericht. Dieser lag der Deutschen Presse-Agentur vor. «Erst mit einem kräftigen Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren können Stück für Stück die Wertschöpfungs- und Einkommenslücken infolge der Pandemie wieder geschlossen werden.»

BPI-Wachstum von 3,6 Prozent

Die Bundesregierung rechnet in diesem Jahr mit einem schwächeren Wirtschaftswachstum in Deutschland. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen erfahren hatte, erwartet die Regierung nun noch ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 3,6 Prozent. Die Vorgängerregierung war im Herbst noch von 4,1 Prozent Wachstum in diesem Jahr ausgegangen. Die Prognose ist Teil des Jahreswirtschaftsberichts, der am Mittwoch im Kabinett beschlossen werden soll.

2021 legte die deutsche Wirtschaft mit 2,7 Prozent Wachstum zwar wieder zu. Allerdings fiel der vom Statistischen Bundesamt anhand erster Zahlen vermeldete Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts geringer aus als lange erhofft.

Wirtschaftsleistungen eingebrochen

Im Krisenjahr 2020 war die Wirtschaftsleistung nach jüngsten Daten um 4,6 Prozent eingebrochen. Vor allem wegen eines flächendeckenden Lockdowns sowie unterbrochener Lieferketten und Produktionsausfälle im Frühjahr 2020 nach dem Ausbruch der Pandemie war die Konjunktur eingebrochen. Die Politik hatte milliardenschwere Hilfsmaßnahmen beschlossen, um die Folgen für Jobs und Firmen abzumildern.

Laut der IW-Modellrechnung dürften über die vergangenen acht Quartale hinweg Ausfälle beim privaten Konsum in Deutschland von insgesamt 270 Milliarden Euro eingetreten sein. Beim privaten Konsum sei es auch zu «Verhaltensänderungen» gekommen, erläuterte der Autor der Analyse, Michael Grömling. Das bedeute: Auch wenn Kinos, Theater und Restaurants wieder offen waren, hätten sich viele Bürgerinnen und Bürger trotzdem aus Vorsichtsgründen zurückgehalten und auf einen Kino- oder Restaurantbesuch verzichtet.

Verbraucher legen Geld auf die hohe Kante

Während der Pandemie hat sich die Sparquote der privaten Haushalte deutlich erhöht – sprich: die Verbraucher legten Geld auf die hohe Kante. Im Jahresgutachten der «Wirtschaftsweisen» hieß es, wenn pandemiebedingte Einschränkungen oder länger anhaltende
Liefer- und Kapazitätsengpässe schneller überwunden werden, könne die «aufgestaute» Konsum- und Investitionsnachfrage für einen dynamischeren Aufschwung sorgen.

Denn während der Pandemie wurde auch deutlich weniger investiert. Laut IW-Studie gab es bei den sogenannten Bruttoanlageinvestitionen zum Beispiel in Maschinen «merkliche Ausfälle». Hätte es die Pandemie nicht gegeben, wären die gesamten Investitionen in Deutschland in den vergangenen beiden Jahren in preisbereinigter Betrachtung um rund 60 Milliarden Euro höher ausgefallen. Dies wirke langfristig bremsend auf die wirtschaftliche Entwicklung.

Zwar stehen laut IW den Einbußen beim privaten Konsum und bei den Investitionen kräftige Impulse vonseiten des Staatskonsums entgegen – infolge von Konjunkturpaketen und pandemiebedingter Zusatzausgaben. Auch vom Export kamen merklich positive Konjunkturimpulse. Dennoch ergebe sich ein Wertschöpfungsausfall in Höhe von fast 350 Milliarden Euro. Auch in den kommenden Quartalen werde es zu beträchtlichen Einbußen kommen – im Vergleich zu einer pandemiefreien Zeit. Die Einbußen könnten sich allein im ersten Quartal 2022 auf weitere 50 Milliarden Euro belaufen, wenn es infolge der Omikron-Welle zu deutlichen Beeinträchtigungen im Wirtschaftsleben komme.

Von Andreas Hoenig, dpa

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