Eine Kunststoff-Nachbildung von «Bruce», dem Hai aus Steven Spielbergs «Der weiße Hai» von 1975, im Academy Museum of Motion Pictures. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Chris Pizzello/Invision/AP/dpa)

Lady Gaga glänzte in schulterfreier Haute Couture, Nicole Kidman im hauchdünnen Blumenkleid, Sophia Loren mit goldenen Pailletten.

Auch die Oscar-Preisträger Spike Lee, Tom Hanks, Cher, Warren Beatty, Halle Berry und «Nomadland»-Regisseurin Chloé Zhao waren am vorigen Wochenende unter den vielen Stars bei der Eröffnungsgala für das Academy Museum of Motion Pictures. Hollywood hat einen neuen Treffpunkt, der sich ganz um Filmkunst dreht – und nun für jedermann zugänglich ist.

Nach vielen Aufschüben öffnet am Donnerstag das neue Academy Museum in Los Angeles für Besucher seine Pforten – ein ehrgeiziges 480-Millionen-Dollar-Projekt (411 Millionen Euro) des italienischen Stararchitekten Renzo Piano. Über sieben Stockwerke und einen riesigen Kuppelbau verteilt, sollen Geschichte, Kunst und Wissenschaft des Films zelebriert werden.

Das sei eine wichtige Sache für die Stadt, sagte Oscar-Preisträger Tom Hanks, der dem Vorstandsgremium angehört, im Vorfeld bei einer Pressetour. Überall in der Welt würden wunderbare Filme gemacht, aber an einem Ort wie Los Angeles, von der Oscar-Akademie geschaffen, müsse dieses Museum wirklich «der Parthenon» aller Filmmuseen sein, trumpfte der Schauspieler auf. Der Parthenon ist eines der berühmtesten Baudenkmäler des antiken Griechenlands.

Tatsächlich ist es das erste Filmmuseum in Los Angeles – und zugleich die größte Einrichtung dieser Art in den USA. Im Bauch der Kugel-Konstruktion befindet sich ein Großraumkino mit 1000 Plätzen, darüber eine riesige Terrasse, in weiter Ferne ist der berühmte Hollywood-Schriftzug zu erkennen.

Stars wie Steven Spielberg, Barbra Streisand und George Lucas spendeten für den Bau, auch Filmstudios, Stiftungen und Superreiche schrieben Schecks. Es gibt die Spielberg-Galerie, eine Barbra-Streisand-Brücke, auch eine Netflix-Terrasse. Einige Pfeiler sind nach Filmgrößen wie Sophia Loren, Tony Curtis oder Rita Moreno benannt, für je eine Million Dollar Spendengeld. Die riesige Eingangshalle ist nach dem legendären Schauspieler Sidney Poitier benannt, der 1964 für den Film «Lilien auf dem Felde» als erster Schwarzer mit dem Oscar zum besten Hauptdarsteller gekürt wurde.

Das Museum erstreckt sich über knapp 30 000 Quadratmeter. Auf einer Galeriefläche von 4700 Quadratmetern werden Teile der massiven Sammlung der Oscar-Akademie ausgestellt, darunter Filmposter, Drehbücher, Requisiten und Kostüme: der «Rosebud»-Schlitten aus dem Klassiker «Citizen Kane», Dorothys rote Schuhe aus dem «Zauberer von Oz», eine Hai-Attrappe aus dem Horrorschocker «Der Weiße Hai», die Original-Schreibmaschine, auf der das Drehbuch für den Hitchcock-Thriller «Psycho» geschrieben wurde. 

In der nach Spielberg benannten Galerie werden auf zehn Monitoren Szenen von über 700 Filmen aus aller Welt gezeigt. In mehreren Sonderausstellungen kommen diverse Filmemacher zu Wort. Oscar-Preisträger Spike Lee zeigt eine Sammlung von Artefakten, die seine Arbeit geprägt haben. Der Mexikaner Guillermo del Toro stellt seine Fantasy-Kreaturen vor.

Die Arbeit des japanischen Zeichentrick-Regisseurs Hayao Miyazaki wird mit einer umfassenden Retrospektive gewürdigt. Der 80-jährige Mitbegründer des legendären Zeichentrickstudios Ghibli in Tokio ist durch Filme wie «Chihiros Reise ins Zauberland» und «Mein Nachbar Totoro» bekannt. Dem Kuratoren-Team für die Eröffnungsausstellung gehört die Deutsche Jessica Niebel an, die vor ihrem Wechsel nach Los Angeles beim Frankfurter Filmmuseum tätig war.

Natürlich gehören auch Oscar-Trophäen zu der Sammlung des Museums, die Geschichte der Academy Awards ab 1929 ist Teil der Ausstellung. Dabei werden auch kontroverse Themen angesprochen, etwa die Oscar-Verleihung 1940, als Hattie McDaniel mit ihrer Nebenrolle in dem Südstaatenepos «Vom Winde verweht» als erste Afroamerikanerin einen Oscar gewann. Bei der Verleihung durfte sie als Schwarze aber nicht mit dem Team an einem Tisch sitzen, sondern war in den hinteren Teil des Raumes verbannt worden.

Museumsbesuchern wird in der Ausstellung «The Oscars Experience» ein ganz besonderes Erlebnis geboten. Dort können sie nachspielen, wie man die Oscar-Bühne im Dolby Theatre betritt, um eine Trophäe in Empfang zu nehmen.

Von Barbara Munker, dpa

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