Das Wort «Dax» steht im Handelssaal der Frankfurter Wertpapierbörse an einer Tafel. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Arne Dedert/dpa)

Inflationsdaten aus den USA haben den Dax am Mittwoch kurzzeitig auf den höchsten Stand seit Januar 2022 getrieben. Nach einem Sprung bis auf 15.827 Punkte behauptete der deutsche Leitindex zum Börsenschluss aber nur ein Plus von 0,31 Prozent auf 15.703,60 Punkte, womit er immerhin an die freundliche Entwicklung der vergangenen zwei Handelstage anknüpfte. Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte verlor letztlich sogar 0,40 Prozent auf 27 340,86 Punkte.

Der Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets sprach von «zum Teil guten Nachrichten für den Aktienmarkt, da die Zinserhöhungen der Notenbanken scheinbar Wirkung zeigen. Die Anleger sind sich allerdings noch nicht sicher, wie sie die Daten interpretieren sollen». Die Entwicklung «dürfte die Nerven der Fed etwas beruhigen», kommentierte die Commerzbank die Daten mit Blick auf die weitere Geldpolitik der US-Notenbank. Sie erwartet noch zwei Zinserhöhungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte. «Allerdings ist die Kernteuerung weiterhin unangenehm hoch», gab Analyst Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) zu bedenken.

Auch an den europäischen Börsen ließ die Begeisterung über die Daten rasch nach: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sowie der französische Cac 40 schlossen mit nur minimalen Gewinnen, während der Londoner FTSE 100 am Ende um 0,5 Prozent zulegte. An der New Yorker Börse stand der Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsende knapp im Plus, während der technologielastige Nasdaq 100 um 0,4 Prozent nachgab.

Die US-Verbraucherpreise waren im März etwas moderater gestiegen als prognostiziert. Sie verzeichneten den schwächsten Anstieg seit Mai 2021. Die Kerninflationsrate legte hingegen erwartungsgemäß zu.

Inflationsdaten stehen im Fokus, weil sie für die Geldpolitik der Fed von großer Bedeutung sind. An den Finanzmärkten wurde zuletzt überwiegend mit einer Leitzinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte im Mai gerechnet. Aber auch ein unveränderter Zins wird nicht ausgeschlossen. Noch ist unsicher, wie stark sich die jüngsten Turbulenzen der Banken auf die Kreditvergabe und die Inflationsentwicklung auswirken.

Daimler Truck gewinnt dazu

Am Dax-Ende sackten die Aktien des Arzneimittel- und Spezialchemieherstellers Merck KGaA nach schlechten Nachrichten um 7,4 Prozent auf 160,50 Euro ab. Damit knüpften sie an den schwachen Vortag an und waren so günstig zu haben wie zuletzt im Oktober. Die US-Arzneimittelbehörde FDA setzte die Aufnahme neuer Patienten für eine Therapie mit dem Multiple-Sklerose-Mittel Evobrutinib im Rahmen der abschließenden klinischen Prüfung des Medikaments aus. Anlass ist ein Verdacht auf Leberschädigung.

Die Anteile des Lastwagen- und Busherstellers Daimler Truck profitierten dagegen als Spitzenreiter mit plus 3,8 Prozent von starken Quartalszahlen des schwedischen Konkurrenten Volvo. Im Nebenwerte-Index SDax stiegen die Papiere der Volkswagen-Lkw-Holding Traton als bester Wert um 7,2 Prozent. Laut der kanadischen Bank RBC lag der bereinigte operative Gewinn von Volvo um 46 Prozent über der durchschnittlichen Analystenschätzung.

Der Autobauer Mercedes-Benz verkaufte in den ersten drei Monaten 2023 mehr Autos als vor einem Jahr. Er profitierte vor allem von einer starken Nachfrage nach teuren Luxusmodellen und Elektroautos. Die Papiere stiegen um 0,7 Prozent. Für Titel des Konkurrenten BMW ging es sogar um 1,7 Prozent hoch.

Immobilienaktien, die schon vor den US-Inflationsdaten auf Kaufinteresse gestoßen waren, bauten ihre Gewinne nach der Veröffentlichung zumindest temporär aus. Vonovia zählte mit letztlich plus 1,7 Prozent zu den besten Dax-Werten. Im MDax war Aroundtown mit plus 4 Prozent einer der größten Gewinner. Die Titel von Indexnachbar TAG Immobilien legten um 2,8 Prozent zu. Unter den besten Werten im SDax waren die um 2,8 Prozent anziehenden Aktien von Grand City Properties und Deutsche Wohnen mit plus 3,9 Prozent zu finden.

BASF erzielte Plus

BASF-Aktien reagierten mit heftigen Kursschwankungen auf Eckdaten für das erste Quartal und behaupteten am Ende ein Plus von 0,6 Prozent. Der Chemiekonzern hatte einen überraschend deutlichen Umsatzrückgang verzeichnet – der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) ging indes nicht so stark zurück wie befürchtet.

Der Euro profitierte etwas nachhaltiger als die Aktienmärkte von den US-Inflationsdaten und stieg zuletzt auf 1,0988 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs davor auf 1,0922 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,26 Prozent am Vortag auf 2,34 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,01 Prozent auf 126,17 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,56 Prozent auf 135,10 Punkte.

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