Vor der Leitzinsentscheidung der US-Notenbank Fed hat der Dax einen frühen Rutsch unter die Marke von 12 600 Punkten wieder wettgemacht. Anleger reagierten am Mittwoch zuerst nervös darauf, dass Russland eine Teilmobilmachung der eigenen Streitkräfte angeordnet hat. Dies drückte den Leitindex zeitweise mit mehr als einem Prozent ins Minus. Mit 12 520 Punkten erreichte er ein Zweimonatstief.
Bis zum Mittag konnte der Dax die Verluste aber wieder ausgleichen, zuletzt lag er knapp mit 0,03 Prozent im Plus bei 12 675,13 Punkten. Die 12 600 Punkte, in deren Nähe der Leitindex zuletzt mehrfach Unterstützung gespürt hatte, konnte er damit behaupten. Börsianer sehen einen Lichtblick darin, dass der Ausflug unter diesen Bereich schon in der ersten halben Handelsstunde wieder aufgeholt wurde. Anleger seien auf dem ermäßigten Niveau vorerst wieder mutiger geworden, hieß es.
Auch andere Indizes schafften es zuletzt knapp in die Gewinnzone. Der MDax, der sich seit Tagen schon auf einem Tief seit 2020 bewegt, stieg leicht um 0,07 Prozent auf 23 776,24 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx bewegte sich nur knapp mit 0,1 Prozent im grünen Bereich.
Was den US-Zinsentscheid betrifft, gilt die Erwartung eines weiteren hohen Zinsschrittes als schon eingepreist. Wenn am Abend europäischer Zeit die Fed ihre Entscheidung bekannt gibt, gehen die meisten Experten davon aus, dass die Notenbanker den Leitzins zum dritten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte erhöhen werden. Einige Marktteilnehmer rechnen aber auch mit mehr.
Derweil hat Russland knapp sieben Monate nach Beginn des Krieges eine Teilmobilmachung der eigenen Streitkräfte angeordnet. Verteidigungsminister Sergej Schoigu zufolge sollen 300 000 Reservisten für den Kampf gegen die Ukraine mobilisiert werden. Profiteure einer solchen Nachricht waren einmal mehr die Aktien deutscher Rüstungskonzerne: Rheinmetall und Hensoldt bewegten sich jeweils mit mehr als zehn Prozent im Plus.
Viel Gesprächsstoff lieferte aber auch das Thema Energiekrise. Wie bereits erwartet, wird Deutschlands größter Gasimporteur Uniper deshalb nun verstaatlicht: Der Bund will alle Aktien im Besitz des bisherigen Mehrheitseigentümers Fortum für 1,70 Euro je Stück kaufen. Außerdem ist eine Kapitalerhöhung über 8 Milliarden Euro zu diesem Preis vorgesehen. Anschließend wird der Bund etwa 98,5 Prozent der Anteile an Uniper besitzen.
Mit dem Schritt kommt es zu der von Marktteilnehmern bereits befürchteten Verwässerung bei den Altaktionären. Die Uniper-Titel waren am Vortag mit 4,18 Euro deutlich über dem vereinbarten Preis aus dem Handel gegangen – entsprechend brach der Kurs nun unter größeren Schwankungen ein. Erstmals stand der Kurs mit zuletzt gezahlten 2,90 Euro unter der 3-Euro-Marke. Prozentual bedeutete dies ein Kurseinbruch um etwa 30 Prozent. Bei Fortum dagegen reagierten die Anleger sehr erleichtert.
Mit 2,2 Prozent der größte Dax-Verlierer waren Aktien der Deutschen Post. Goldman-Sachs-Analyst Patrick Creuset gab seine bisherige Kaufempfehlung auf in der Erwartung, dass die Profitabilität des Logistiksektors im dritten Quartal den Höhepunkt erreicht. Er rechnet nun mit einem mehrjährigen Abwärtszyklus und einer neuen Normalität, die schlechter sein könnte als 2019 vor der Pandemie.