Nach durchwachsenen Handelstagen steuert der Dax am Freitag auf einen starken Wochenausklang zu. Nach einem bereits schwungvollen Start eroberte der deutsche Leitindex bis zum Mittag die Marke von 14.400 Punkten zurück, über die er sich zu Wochenbeginn erstmals seit Monaten geschwungen hatte. Zuletzt stand ein Plus von 1,18 Prozent auf 14.434,52 Zähler zu Buche. Börsianern zufolge fehlen derzeit jedoch größere Kurstreiber, die das Kursbarometer in noch luftigere Höhen befördern könnten.
Nach Gewinnen von mehr als 20 Prozent seit dem Tief Ende September war die Aufholjagd im Dax in dieser Woche ins Stottern gekommen. Auch an vielen anderen Weltbörsen stockte die Rally. Börsianer sprechen ovon einem mittlerweile überkauften Niveau. In den USA mehren sich zudem die Zweifel, dass die US-Notenbank Fed tatsächlich ihr Tempo bei den Zinserhöhungen drosseln könnte – genau diese Hoffnung hatte die Rally an den internationalen Handelsplätzen in den vergangenen Wochen gespeist.
Der Dax scheine gleichwohl in diesen Tagen nicht wirklich «kleinzukriegen», konstatierte Jürgen Molnar von Robomarkets. Eine echte Korrektur lasse weiter auf sich warten. Christian Henke vom Broker IG sprach von einer «Pattsituation». So fehle es auf der einen Seite an Anschlusskäufen, auf der anderen Seite wollten die Investoren auch nicht verkaufen. Auf Wochensicht bahnt sich mittlerweile ein ordentliches Plus von fast eineinhalb Prozent für den deutschen Leitindex an.
Auch der MDax der mittelgroßen Werte notierte nach anfänglichen Verlusten am Freitag zuletzt um 0,68 Prozent höher bei 25.682,00 Zählern. Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 baute sein Kursplus auf 1,56 Prozent auf 3938,92 Zähler aus.
Auf Unternehmensseite läuft die Berichtssaison aus, hier standen lediglich noch Zahlen aus den hinteren Börsenreihen auf der Agenda. Die Anleger konzentrierten sich daher vorrangig auf Analystenstudien.
Im Dax erwischte es dabei die SAP-Papiere, die Anteile gaben am Index-Ende 1,6 Prozent nach. Hier belastete ein gleich um zwei Stufen von «Buy» auf «Underperform» gesenktes Votum der Experten des Analysehauses Jefferies. Analyst Charles Brennan sieht durch die strikte Kostenkontrolle, mit der das Management des Softwarekonzerns auf die schwächere Konjunktur reagiere, die Mittelfristziele gefährdet. Auch stört er sich an der hohen Bewertung, die SAP-Aktien zu den teuersten im Sektor mache.
Ebenfalls stark zeigten sich die Versorger. Hier stützte unter anderem eine positive Studie der Societe Generale die Eon-Titel mit 2,4 Prozent Plus. Die tags zuvor bereits stark gelaufenen Papiere des Triebwerksbauers MTU verteuerten sich auf dem höchsten Niveau seit drei Monaten um 2,3 Prozent. Nach dem am Markt begeistert aufgenommenen Mittelfristausblick erhöhten zahlreiche Analystenhäuser ihre Kursziele. Mercedes-Benz verteuerten sich an der Dax-Spitze um 2,6 Prozent, hier dürften einige Anleger den jüngsten Kursrutsch genutzt haben.
Im MDax waren allen voran Knorr-Bremse mit zweieinhalb Prozent Aufschlag gefragt, nachdem die Experten von Oddo BHF zuvor eine Kaufempfehlung abgegeben hatten. Der Hersteller von Bremssystemen dürfte von steigenden Preisen im Lkw-Geschäft profitieren, argumentierte Analystin Delphine Brault. Längerfristig seien ein wachsendes Schienensegment und die Automation die treibenden Kräfte.
Die im Index der kleineren Werte SDax notierten Sto-Papiere verloren nach der Vorlage der Neunmonats-Zahlen zuletzt 0,4 Prozent. Der Dämmstoff- und Farbenhersteller konnte dank Preiserhöhungen dem unerwartet schwachen Absatz entgegenwirken. Während der Umsatz stieg, sank jedoch wegen stark gestiegener Kosten das Konzernergebnis.