Der Dax ist der wichtigste Aktienindex in Deutschland. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Fredrik von Erichsen/dpa)

Am großen Verfallstag an den Terminbörsen hat sich der Dax von den jüngsten Verkaufswellen etwas erholt. Der deutsche Leitindex stieg am Freitag um 0,67 Prozent auf 13.126,26 Punkte.

Auf Wochensicht bedeutet dies ein Minus von 4,62 Prozent, seit dem Zwischenhoch am Pfingstmontag summieren sich die Verluste für den deutschen Leitindex sogar auf fast 11 Prozent. Viel mehr als einen Stabilisierungsversuch im Abwärtstrend sehen Experten daher vorerst nicht. Der MDax der mittelgroßen Werte zog am Freitag um 1,22 Prozent auf 27.061,74 Zähler an.

Am Freitag liefen Terminkontrakte auf Aktien und Indizes an den Terminbörsen aus. Vom «großen Verfall» oder auch «vierfachen Verfall» sprechen Börsianer dann, wenn Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien am selben Tag verfallen. Insgesamt gibt es jährlich vier große Verfallstermine. An diesen Tagen können Aktienkurse und auch Indizes ohne wesentliche Unternehmens- oder Konjunkturnachrichten spürbar schwanken.

Hohe Inflation und steigende Zinsen bleiben am Markt die dominierenden Themen und schüren bei Investoren die Angst vor einer Rezession. Die überraschend deutliche Zinserhöhung in der Schweiz hatte die Kurse am Vortag stark belastet und für den jüngsten Kursrutsch gesorgt.

Auch die Drosselung der Gaslieferungen aus Russland spielt zunehmend eine Rolle. Das Szenario eines Lieferstopps für russisches Gas scheine jetzt immer wahrscheinlicher zu werden, schrieb Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Es könnte eine sofortige Rezession in Deutschland auslösen.

Eine Kreise-Meldung über eine mögliche Übernahme der niederländischen ABN Amro durch die französische BNP Paribas trieb Bankenwerte europaweit an. Im MDax zogen die Aktien der Commerzbank um gut drei Prozent an.

Die Papiere von Delivery Hero gewannen an ihrem letzten Tag im Dax an der Index-Spitze gut zwölf Prozent. Von Montag an werden sie im MDax gelistet. Die Anteilsscheine des Essenslieferdienstes waren im ersten Corona-Jahr als einer der Pandemiegewinner kaum zu bremsen und im Sommer 2020 als Ersatz für den Zahlungsabwickler Wirecard in die erste deutsche Börsenliga aufgestiegen. Nach stärkeren Kursschwankungen 2021 ging es 2022 steil bergab. Seit Jahresbeginn haben sie rund zwei Drittel verloren.

Die im Zuge der Zinswende zuletzt besonders schwachen Immobilienwerte legten zu. Vonovia gewannen gut drei Prozent. Grand City Properties, Deutsche Wohnen und Aroundtown schnellten um bis zu gut neun Prozent in die Höhe, wobei Grand City von einer Studie der Societe Generale beflügelte wurde.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um 0,31 Prozent auf 3438,46 Punkte zu. Der Pariser Cac 40 und der Londoner FTSE 100 schlossen leicht im Minus. In New York gab das Leitbarometer Dow Jones Industrial zum Börsenschluss in Europa um 0,4 Prozent nach.

Der Euro kostete zuletzt 1,0472 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0486 (Donnerstag: 1,0400) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9537 (0,9615) Euro. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 1,72 Prozent am Vortag auf 1,57 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,74 Prozent auf 131,43 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,51 Prozent auf 144,39 Punkte.

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