Die größte Zinserhöhung in der Geschichte der gemeinsamen Euro-Währung und Aussagen von Währungshütern haben die Anleger am Donnerstag nur kurz erschreckt. Mit Rückenwind der steigenden US-Börsen glich der Dax seine zeitweise deutlichen Verluste fast wieder aus.
Nach einem Minus von in der Spitze knapp 1,8 Prozent pendelte er sich mit 12.904,32 Punkten bei einem nur noch knappen Abschlag von 0,09 Prozent ein. Der MDax schaffte es mit 0,52 Prozent klar ins Plus bei 25.126,08 Zähler.
Die Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank um 0,75 Prozentpunkte war von vielen erwartet worden. EZB-Präsidentin Christine Lagarde bezeichnete weitere Zinserhöhungen in den nächsten Monaten als wahrscheinlich, genauso wie eine Abschwächung der Wirtschaft.
Die Aussicht auf weiter steigende Zinsen trieb Anleger in Branchen, die als Profiteur höherer Zinsen gelten: Banken und Versicherungen. Vor allem die Papiere der Deutschen Bank wurden mit einem Anstieg um 5,6 Prozent zu einem positiven Gewicht im Dax, ergänzt durch die Papiere der Rückversicherer Munich Re und Hannover Rück, die jeweils etwa zwei Prozent gewannen. Im MDax folgten die Papiere der Commerzbank mit einem Anstieg um 5,4 Prozent.
ProSiebenSat.1 verliert
Ein klarer Verlierer blieben im MDax die drei Prozent schwächeren Titel des Medienkonzerns ProSiebenSat.1, nachdem sie von der US-Bank Morgan Stanley abgestuft worden waren. Der zyklische Gegenwind insbesondere für das Geschäft mit Werbung nehme zu, hieß es.
Unter den schwächsten MDax-Werten waren außerdem die Aktien von Telefonica Deutschland mit einem Abschlag von 3,5 Prozent. Nach einer Senkung auf 2 Euro sieht die Privatbank Berenberg ihr Kursziel nun 18 Prozent unter dem aktuellen Kurs. Mit dem Kursrutsch hat sich das Jahresplus der Aktie mittlerweile fast egalisiert.
Moderate Gewinne in Paris und London
Auf europäischer Bühne schaffte es der EuroStoxx am Ende mit 0,3 Prozent ins Plus auf 3512,38 Punkte. Regional standen sowohl in Paris als auch an der Londoner Börse moderate Gewinne auf der Kurstafel. In New York bewegte sich der Dow Jones Industrial zuletzt mit fast einem halben Prozent im Plus.
Der Euro schwankte weiter um die Parität zum US-Dollar, zuletzt wurden 0,9956 Dollar gezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zwischenzeitlich auf 1,0009 (Mittwoch: 0,9885) Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,44 Prozent am Vortag auf 1,46 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,09 Prozent auf 131,80 Punkte. Der Bund-Future verlor 1,25 Prozent auf 143,52 Zähler.