Die Talfahrt am deutschen Aktienmarkt hat sich zum Wochenstart mit Tempo fortgesetzt. Die Anleger sind zunehmend nervös, denn in den USA könnte die Notenbank (Fed) am Mittwoch Aussagen zu Ausmaß und Tempo bevorstehender Leitzinsanhebungen machen. Zudem spitzt sich der Ukraine-Konflikt zu.
Das sorgte am Montagnachmittag auch an der Wall Street für deutliche Verluste und zog den Dax erstmals seit Anfang Oktober 2021 wieder kurzzeitig unter 15.000 Punkte.
Der deutsche Leitindex ging schließlich 3,8 Prozent tiefer bei 15.011,13 Punkten aus dem Tag. Einen solch Tagesverlust hatte der Dax seit Ende November nicht mehr verbucht. Der MDax verlor am Montag 4,17 Prozent auf 32.239,83 Zähler, und auch europaweit und in den USA waren die Verluste herb. Der EuroStoxx 50 büßte 4,14 Prozent auf 4054,36 Zähler ein. An der Wall Street ging es zuletzt für den Dow Jones Industrial um 2,5 Prozent abwärts, während der technologielastige Nasdaq 100 fast 4 Prozent verlor.
«Die Bären haben jetzt endgültig die Macht auf dem Parkett übernommen», ist Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets überzeugt. Ein wesentlicher Grund dafür sei, dass das Geld aus staatlichen Konjunkturprogrammen und «die überbordende und in den Markt gepumpte Liquidität der Notenbanken» bald der Vergangenheit angehören dürften.
Die im Jahresverlauf erwarteten raschen und wohl auch deutlichen Zinserhöhungen machen nicht nur andere Anlageformen wie Anleihen wieder attraktiver. Sie können auch zum Problem für Unternehmen mit hohen Schulden werden. Die Inflation lastet darüber hinaus in Form höherer Löhne sowie Rohstoffkosten auf den Gewinnmargen.
Die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine sind eine weitere Quelle von Furcht und Nervosität, da eine Eskalation ein «ernst zu nehmender Risikofaktor» für die Börsen ist, wie Marktexperte Timo Emden warnt.
Unter den Einzelwerten stachen mit kräftigen Verlusten erneut die einstigen Corona-Krisengewinner hervor. Die Aktien von Delivery Hero als Dax-Schlusslicht fielen um 8,1 Prozent und damit auf das tiefste Niveau seit April 2020. Ihr Verlust seit Jahresbeginn beträgt damit bereits rund 30 Prozent.
Auch für die Papiere des Corona-Krisengewinners Hellofresh ging es mit minus 7,6 Prozent an diesem Montag deutlich nach unten. Im MDax sackten Teamviewer um fast 17 Prozent ab, und im SDax traf es die Papiere der Shop Apotheke, die um 13,5 Prozent einbrachen.
Die Papiere von Siemens Energy knüpften an ihren Kurseinbruch vom Freitag an und sackten zeitweise unter 18 Euro auf ein Rekordtief ab. Sie waren vor dem Wochenende von der jüngsten Gewinnwarnung der Windkrafttochter Siemens Gamesa in Mitleidenschaft gezogen worden.
Um 3,7 Prozent abwärts ging es für die Aktien der Commerzbank. Wegen der Unsicherheit rund um Fremdwährungskredite in Polen stellt sich das Finanzinstitut auf eine weitere Belastung ein, rechnet aber für das Gesamtjahr 2021 unter dem Strich weiterhin mit schwarzen Zahlen.
Die Fluggesellschaft Lufthansa, deren Aktie um 5,1 Prozent absackte, könnte sich einem Pressebericht zufolge um eine 40-prozentige Beteiligung an der Alitalia-Nachfolgegesellschaft ITA Airways bemühen.
Für Schaeffler ging es im SDax um 6,6 Prozent abwärts. Der fränkische Auto- und Industriezulieferer übernimmt für eine nicht genannte Summe den niedersächsischen Getriebehersteller Melior Motion und will damit sein Robotikgeschäft stärken.
Der Euro kostete am frühen Abend 1,1312 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1304 (Freitag: 1,1348) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8846 (0,8812) Euro.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,19 Prozent am Freitag auf minus 0,23 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,18 Prozent auf 143,78 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,36 Prozent auf 170,95 Zähler zu.