Der deutsche Aktienmarkt hat am Mittwoch im späten Handel seine hohen Verluste vom Vormittag zwar verringert, aber dennoch mit klaren Verlusten geschlossen.
Analyst Christian Henke vom Broker IG sah mehrere Belastungsfaktoren: die Krise des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande, den US-Haushaltsstreit mit einem drohenden Zahlungsausfall der US-Regierung und vor allem die zunehmenden Inflationssorgen angesichts stark steigender Energiepreise.
Der Dax verlor zwischenzeitlich bis zu 2,5 Prozent und fiel unter die vielbeachtete Marke von 15.000 Punkten auf den niedrigsten Stand seit Mai. Letztlich stand ein Minus von 1,46 Prozent auf 14.973,33 Punkte zu Buche. Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte büßte am Mittwoch 2,14 Prozent auf 33.293,19 Punkte ein.
Auch an den anderen europäischen Leitbörsen ging es zur Wochenmitte merklich nach unten. So fiel der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 1,30 Prozent auf 4012,65 Punkte. Der Pariser Cac 40 verlor rund 1,3 Prozent und der Londoner FTSE 100 rutschte um etwa 1,2 Prozent ab. In New York stand der Dow Jones Industrial zuletzt mit 1,0 Prozent im Minus.
Im Dax gab es am Mittwoch nur vier Kursgewinner, darunter die Anteilscheine von Bayer mit einem Kursanstieg von 0,4 Prozent. Der seit Jahren mit milliardenteuren Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten ringende Agrarchemie- und Pharmakonzern gewann in den Vereinigten Staaten erstmals einen Prozess um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters.
Am stärksten unter Druck gerieten die Aktien von Deutsche Telekom, die 5,4 Prozent einbüßten. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge platzierte die US-Investmentbank Goldman Sachs rund 90 Millionen Telekom-Aktien beziehungsweise entsprechende Optionen auf die Anteile bei Investoren. Dies erfolgte im Rahmen eines Finanzierungsgeschäfts des japanischen Technologieinvestors und Telekom-Großaktionärs Softbank.
Die Papiere des einstigen Corona-Profiteurs Teamviewer drückte eine Prognosesenkung des Unternehmens auf ein Rekordtief. Die Aktien des Anbieters von Software zur Computer-Fernwartung und für Videokonferenzen brachen um knapp 25 Prozent ein und verloren damit 2021 inzwischen rund 60 Prozent.
Noch schwächer waren die Aktien von Adler Group mit minus 26 Prozent. Grund für die hohen Verluste am Mittwoch waren einmal mehr sogenannte Leerverkäufer: Der Shortseller Viceroy veröffentlichte am Vormittag einen 61 Seiten langen Bericht über die Adler Group mit vielen Vorwürfen wie Täuschung und finanzielle Falschdarstellung. Das Unternehmen wies die Vorwürfe zurück und kündigte eine «ausführliche Replik» an. Den Aktienkurs tangierte dies jedoch kaum.
Der Euro verlor an Boden und notierte zuletzt bei 1,1539 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,1542 Dollar festgesetzt.
Am Anleihemarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,31 Prozent am Vortag auf minus 0,26 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,16 Prozent auf 144,34 Punkte. Der Bund-Future stagnierte bei 169,68 Punkten.