Bekräftigte Signale für eine moderatere Zinspolitik der US-Notenbank Fed haben dem Dax Auftrieb gegeben. Hinzu kamen erneut Hoffnungen, dass China seine strikte Corona-Politik allmählich etwas lockern könnte.
Das würde die Nachfrage nach vielen Wirtschaftsgütern ankurbeln. Für einen Dämpfer allerdings sorgten die deutschen Einzelhandelsumsätze im Oktober, die unerwartet stark sanken. Außerdem enthielten die Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell am Vorabend nicht nur Erfreuliches für die Börsen, wie die Experten der LBBW erklärten.
Der Dax legte am Nachmittag um 0,91 Prozent auf 14.527,75 Punkte zu. Der erhoffte Befreiungsschlag blieb jedoch weiterhin aus. Der Weg zum Zwischenhoch vom 6. Juni bei etwas über 14.700 Punkten bleibt somit steinig. Ob es eine neunte Gewinnwoche in Folge geben wird, bleibt ebenfalls abzuwarten. Aktuell zeichnet sich noch ein kleiner Verlust ab.
Der MDax der mittelgroßen Werte stieg am Donnerstag um 1,68 Prozent auf 26.023,89 Zähler. Der EuroStoxx 50, der Leitindex der Eurozone, gewann 0,74 Prozent.
Powell hatte am Mittwoch die Perspektive kleinerer Zinsschritte untermauert und damit an der Wall Street eine Kursrally ausgelöst. Allerdings ist an den Börsen für Dezember bereits ein kleinerer Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten eingepreist. Interessanter ist daher laut der LBBW, dass Powell ebenfalls klarstellte, dass die Fed die Leitzinsen in der Spitze wohl über das im Rahmen ihrer Projektionen avisierte Niveau von 4,6 Prozent hinaus werde anheben müssen. Mit einer ersten Zinssenkung schon im kommenden Jahr sei nach den aktuellen Aussagen des Fed-Chefs ebenfalls kaum mehr zu rechnen.
Unter den Einzelwerten stiegen im Dax die Aktien der Deutschen Telekom um 1,3 Prozent. Analyst Akhil Dattani von JPMorgan sieht 2023 einige potenzielle Kurstreiber für die T-Aktie und setzte sie daher auf die «Analyst Focus List» für besonders aussichtsreiche Werte. Außerdem bleibt sie seine Favoritin in der Branche.
Im MDax sprangen die Aktien von Nemetschek um 6,2 Prozent hoch. Im kommenden Jahr erwartet der Vorstandschef des Bausoftwareherstellers laut einem Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX «weiterhin Umsatzwachstum und ein operatives Ergebnis auf hohem Niveau».
In den Fokus rückten überdies die Aktien der Shop Apotheke, die an der SDax-Spitze um 11,7 Prozent zulegten. In der Schweiz zogen die Anteile von Zur Rose, zu der die Marke DocMorris gehört, kräftig an. Die beiden Versandapotheken profitierten davon, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Vortag betont hatte, dass das E-Rezept Mitte nächsten Jahres kommen werde.
Außerhalb der Dax-Familie erreichten zudem die Aktien von Elmos den höchsten Stand seit dem Jahr 2000. Wie Index-Experte Tom Koula von der Investmentbank Stifel Europe erwartet, wird der Chiphersteller noch vor Weihnachten in den SDax aufgenommen.
Der Euro wurde am Nachmittag mit 1,0459 US-Dollar gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs zuletzt am Mittwoch auf 1,0376 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 1,92 Prozent am Vortag auf 1,82 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,62 Prozent auf 128,30 Punkte. Der Bund-Future rückte um 0,54 Prozent auf 142,44 Punkte vor.