US-Schauspieler und Regisseur Dustin Hoffman wird 85. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Junko Kimura/EPA/dpa)

Wenige Monate vor seinem 85. Geburtstag wagt Dustin Hoffman etwas völlig Neues. Dies sei sein allererster Podcast, sagt der Hollywood-Star mit einem verschmitzten Lächeln zu Beginn der Interview-Sendung «Mayim Bialik’s Breakdown».

Eineinhalb Stunden stand der Schauspieler Ende April seiner Kollegin Bialik (46, «The Big Bang Theory») Rede und Antwort. Die Schauspielerin, die auch Neurowissenschaftlerin ist, spricht mit ihren Podcast-Gästen über Themen wie mentale Gesundheit.

Er habe keine schöne Kindheit gehabt, erzählt Hoffman. Er spricht über den strengen Vater, schlechte Schulnoten und sein Versagen als College-Student. In seinem Frust habe er sich in Kalifornien in der Theaterschule Pasadena Playhouse eingeschrieben – und dort beim Trommelspielen auf dem Dach des Gebäudes einen weiteren Außenseiter, Gene Hackman, kennengelernt. Mit Hackman und Robert Duvall hätte er sich dann Ende der 1950er Jahre in New York mit Handlangerjobs durchgeschlagen, während er bei dem berühmten Schauspiellehrer Lee Strasberg Unterricht nahm. Alle drei gewannen später Oscars. Am Montag (8. August) wird Hoffman 85 Jahre alt.

Hoffman war gerade 30, als ihn die Rolle des schüchternen Benjamin Braddock in dem Film «Die Reifeprüfung» ins Rampenlicht katapultierte. Unvergesslich ist die Szene, als er mit der sex-hungrigen Bekannten seiner Eltern, gespielt von Anne Bancroft, plötzlich alleine im Zimmer ist. «Mrs. Robinson, Sie versuchen doch jetzt, mich zu verführen … nicht wahr?», stammelt der unerfahrene College-Junge.

«Die Reifeprüfung» unter der Regie von Mike Nichols zog über die verlogene Gesellschaftsordnung her, brach mit sexuellen Tabus und machte Hoffman, der damit auf Anhieb seine erste Oscar-Nominierung holte, zu Hollywoods Nachwuchsstar.

Mit seiner Wandlungsfähigkeit machte der gebürtige Kalifornier schnell Karriere. In «Asphalt Cowboy» gab er den New Yorker Kleingauner Rizzo, in Arthur Penns Westernsatire «Little Big Man» den Siedlersohn Jack Crabb und in «Tootsie» einen arbeitslosen Schauspieler, der mit Lockenperücke, Blümchenkleid und viel Schminke eine Frauen-Rolle landet.

Begeisterte Kritik ernteten 1976 «Der Marathon-Mann» und der Watergate-Film «Die Unbestechlichen», in dem Hoffman und Robert Redford als Reporter der «Washington Post» den Polit-Skandal um US-Präsident Richard Nixon aufdecken.

Seinen ersten Oscar bekam Hoffman 1980 als Gegenspieler von Meryl Streep in dem Scheidungsdrama «Kramer gegen Kramer», der zweite folgte 1989 für seine Darstellung eines Autisten in Barry Levinsons Drama «Rain Man». Auf die Rolle hatte er sich mit Besuchen in psychiatrischen Kliniken vorbereitet.

Tom Cruise, der in «Rain Man» den jüngeren Bruder von Hoffmans Figur spielte, würdigte später die «grenzenlose Neugier» seines Co-Stars. Hoffman trete erst dann vor die Kamera, wenn er «die absolute Wahrheit der Person ergründet hat, die er porträtiert», sagte Cruise 1997 bei der Vergabe der Golden Globes. Er überreichte Hoffman – damals noch nicht einmal 60 –  den Cecil B. DeMille Award für sein Lebenswerk.

2017 lief Hoffman bei den Festspielen in Cannes über den roten Teppich, wo er die Netflix-Produktion «The Meyerowitz Stories» vorstellte. In der Tragikomödie brillierte er als grantiges Oberhaupt einer kaputten Künstlerfamilie, in der sich Kinder und Eltern kräftig fetzen.

Auch mit Mitte 80 steht Hoffman weiter vor der Kamera. In der Tragikomödie «As They Made Us» (2022), das Regiedebüt von Mayim Bialik, spielt er einen todkranken Familienvater. «Ich habe keine Angst vor dem Tod», erzählt er in Bialik’s Podcast. Aber er träume oft davon, dass er noch jung sei. «85 ist irgendwie schon ein Ereignis», sagt er augenzwinkernd mit Blick auf seinen Geburtstag.

Seit 1980 ist der Schauspieler in zweiter Ehe mit der Geschäftsfrau Lisa Hoffman (67) verheiratet. Das Paar hat vier gemeinsame Kinder, zwei weitere Töchter stammen aus seiner ersten Ehe mit der Schauspielerin Anne Byrne. Lisa sei eine «brillante Ehefrau und brillante Mutter und eine außergewöhnliche Lebensgefährtin», bescheinigte Hoffman seiner Frau in dem Podcast-Interview. Überhaupt seien Frauen so viel klüger und mutiger als Männer, führte er weiter aus.

Frühere Vorwürfe einiger Frauen, sie seien von Hoffman sexuell belästigt worden, kamen in dem Podcast nicht zur Sprache. Im November 2017 hatte die US-Autorin Anna Graham Hunter in einer Gastkolumne im «Hollywood Reporter» Vorwürfe erhoben, Hoffman habe sie 1985 als 17-Jährige wiederholt belästigt. Sie habe damals am Set des TV-Films «Death of a Salesman» als Produktionsassistentin ein Praktikum gemacht. Ihren Beschreibungen zufolge habe Hoffman sie um eine Massage gebeten, ihr an den Po gegriffen und sie mehrfach mit anzüglichen Bemerkungen bedrängt.

Hoffman reagierte damals auf die Vorwürfe mit einer Stellungnahme. Er habe «größten Respekt» für Frauen und er fühle sich schrecklich, dass er die Frau möglicherweise durch sein Verhalten in eine «unangenehme Situation» gebracht haben könnte. «Dies reflektiert nicht, wer ich bin», zitierte das Blatt den Schauspieler. Wenige Wochen danach schilderten mehrere Frauen in Interviews mit den US-Magazinen «Variety» und «Hollywood Reporter» Übergriffe des Schauspielers, die in den 1970er und 1980er Jahren stattgefunden haben sollen. Einige der Frauen gaben an, dass sie zu diesem Zeitpunkt minderjährig gewesen seien, andere Anfang 20. Hoffmans Anwalt sprach von «verleumderischen Unwahrheiten». 

Von Barbara Munker, dpa

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