Cosima Ingenschay, EVG-Verhandlungsführerin: Die EVG will mit der Bahn über das Thema Mindestlohn sprechen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Gollnow/dpa)

Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn zeichnet sich nach dem komplizierten Verhandlungsauftakt weitere Bewegung ab. Am kommenden Dienstag wollen sich Vertreter des Konzerns und der Gewerkschaft EVG in Berlin wieder an einen Tisch setzen.

Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Bahn-Kreisen erfuhr, will das Unternehmen in dem zweiten Termin «ein Gesamtangebot zu Einkommenserhöhungen einschließlich der Mindestlohnthematik für die Tarifrunde unterbreiten». Das geht aus einem Schreiben an die EVG hervor, das der dpa vorlag. Von der EVG hieß es, man habe sich mit der Deutschen Bahn darauf verständigt, am Dienstag Gespräche aufzunehmen.

Für den Tag hat die EVG Beschäftigte der Deutschen Bahn und weiterer Unternehmen auch zu einer Demonstration in Berlin aufgerufen, an die sich die Gespräche ab 16.00 Uhr anschließen sollen. Die Grundhaltung der Gewerkschaft bleibe dabei die gleiche, sagte ein EVG-Sprecher: Man wolle zunächst mit der Bahn über das Thema Mindestlohn sprechen. Dem Konzern habe die EVG mitgeteilt, dass man das Angebot einen Tag vor Verhandlungsbeginn haben möchte, damit die Tarifkommission es bewerten könne.

Bahn will Forderungen erörtern

Dazu hieß es in dem Bahn-Schreiben allerdings, vor dem Hintergrund des geplanten Gesamtangebotes zu Einkommenserhöhungen und Mindestlohnthematik werde «keine vorherige Übergabe eines Angebots» erfolgen. Angesichts des umfangreichen Paketes mit 57 Forderungen der EVG «im Volumen von 25 Prozent und einem jährlichen Kosteneffekt von mehr als 2,5 Milliarden Euro ist es zwingend geboten, zunächst in die inhaltliche Erörterung der Forderungen, Positionen und jeweiligen Schwerpunkte einzutreten, um daraus Priorisierungen für einen gesamthaften Tarifabschluss abzuleiten».

Und weiter mahnte das Unternehmen: «Es liegt sicherlich in unserem gemeinsamen Interesse, eine abermalige Unterbrechung ohne hinreichenden inhaltlichen Austausch wie in der ersten Verhandlungsrunde in Fulda zu vermeiden.»

Die erste Verhandlungsrunde war Ende Februar nach nur zwei Stunden unterbrochen worden. Die EVG wollte ohne Angebot des Arbeitgebers nicht weiter verhandeln. Die Gewerkschaft fordert in den Verhandlungen für 180.000 Beschäftigte mindestens 650 Euro mehr Lohn, bei den höheren Entgelten will sie eine Steigerung um zwölf Prozent erreichen für eine Laufzeit von zwölf Monaten.

Zudem fordert sie einige strukturelle Veränderungen in den Tarifverträgen. Die Bahn hatte die Forderungen als deutlich zu hoch und die Verhandlungsunterbrechung nach nur zwei Stunden in der ersten Runde als «völlig unnötig» bezeichnet.

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