Erneut schwarze Zahlen in einem Gesamtjahr, dieses Mal sogar ein Milliardenüberschuss – Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing dürfte am kommenden Donnerstag mit Stolz die Bilanz des größten deutschen Geldhauses für das Jahr 2021 präsentieren.
Doch der deutsche Branchenprimus hat längst nicht alle selbstgesteckten Ziele erreicht und das Umfeld für Banken bleibt schwierig.
Gut 1,6 Milliarden Euro Gewinn
Analysten rechnen für das Gesamtjahr 2021 mit rund 3,5 Milliarden Euro Vorsteuergewinn bei der Deutschen Bank. Vom Nettogewinn von knapp 2,1 Milliarden Euro müssen noch Zinszahlungen an die Inhaber bestimmter Anleihen abgezogen werden, so dass unter dem Strich nach jüngsten von der Bank veröffentlichten Marktschätzungen gut 1,6 Milliarden Euro Gewinn stehen dürften. Die Bank dürfte auch davon profitiert haben, dass sie deutlich weniger Geld für mögliche Kreditausfälle zurücklegen musste als im Corona-Jahr 2020.
Im Schlussquartal 2021 ist die Deutsche Bank nach Einschätzung der Analysten unter dem Strich allerdings in die roten Zahlen gerutscht – unter anderem wegen Kosten für den Konzernumbau. Zuvor hatte das Institut fünf Quartale in Folge positiv abgeschlossen. Im Gesamtjahr 2020 hatte die Deutsche Bank nach fünf Verlustjahren in Folge mit 113 Millionen Euro erstmals unter dem Strich wieder Gewinn erzielt.
Sewing war im April 2018 auf den Chefposten der Bank gerückt und hatte dem Institut eine grundlegende Neuaufstellung verordnet – inklusive des Abbaus Tausender Stellen. Er stutzte das Investmentbanking, aus dem weltweiten Aktienhandel zog sich die Deutsche Bank ganz zurück.
Nicht aufgegangen ist bislang der Plan, das Institut weniger abhängig vom schwankungsanfälligen Kapitalmarktgeschäft zu machen. Nach Einschätzung von Analysten dürfte die Investmentbank im vergangenen Jahr mit gut 3,8 Milliarden Euro als einzige Sparte der Deutschen Bank beim Vorsteuergewinn die Milliardengrenze überschritten haben. Zum Vergleich: Im Privatkundengeschäft erwarten die Experten im Schnitt gerade einmal 600 Millionen Euro Gewinn vor Steuern.
Finanzvorstand James von Moltke hatte Anfang Januar dem «Handelsblatt» gesagt, er rechne im laufenden Jahr im Investmentbanking «mit einer Normalisierung, also mit etwas geringeren Erträgen». Der Vorstand gehe davon aus, dass das Geschäft mit Unternehmens- und Privatkunden «eine größere Rolle als Wachstumstreiber übernehmen» werde.
Hoffen auf bessere Bonitätsnoten
Rückenwind erhofft sich das Geldhaus von wieder verbesserten Bonitätsnoten. «Wir schätzen, dass die Rating-Herabstufungen in der Vergangenheit uns Erträge im dreistelligen Millionenbereich gekostet haben», sagte von Moltke. «Nach den Heraufstufungen im vergangenen Jahr sehen wir, dass Kunden wieder mehr Geschäft mit uns machen.»
Den Konzernumbau, der letztlich teurer war als geplant, sieht Konzernchef Sewing auf der Zielgeraden, wie der Manager Ende Oktober betonte: «Insgesamt haben wir bereits 90 Prozent der erwarteten Belastungen durch die Transformation geschultert und sind auf bestem Weg, die Umbaukosten bis Ende des Jahres fast vollständig verdaut zu haben.»
Altlasten abgebaut, Kosten gesenkt – Sewing und sein Team haben einige ihrer Kernversprechen erfüllt. Nun muss das Management die Investoren noch davon überzeugen, dass die Bank auch dauerhaft genug Geld verdient. «Das Renditeziel von acht Prozent ist unser Nordstern, die zentrale Orientierung für die gesamte Bank und den gesamten Umbau», versicherte Finanzchef von Moltke Anfang Januar. Er sei «sehr zuversichtlich», dass die Bank ihre selbst gesetzten Vorgaben im laufenden Jahr erfüllen werde.
Schon Ende Oktober hatte Konzernchef Sewing bekräftigt, die Bank sei «auf einem sehr guten Weg, um eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von 8 Prozent nach Steuern zu erreichen, die wir uns für 2022 vorgenommen haben». Am 10. März will der Vorstand den Investoren darlegen, wie Deutschlands größtes Geldhaus in den kommenden Jahren in Sachen Profitabilität weiter zulegen könnte.
Ein erster Lichtblick für die Aktionäre: Sewings bisherige Bilanz macht Hoffnung, dass die Deutsche Bank nach zwei Nullrunden für das Geschäftsjahr 2021 wieder eine Dividende zahlt. Analysten gehen im Schnitt von 30 Cent je Aktie aus.