Regisseur Edward Berger stellt seinen Film «Im Westen nichts Neues» in Berlin vor. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Annette Riedl/dpa)

Der deutsche Film «Im Westen nichts Neues» ist einer möglichen Oscar-Trophäe ein ganzes Stück näher gekommen. Das bildstarke Kriegsdrama von Regisseur Edward Berger schaffte den Sprung auf eine Shortlist von fünfzehn Kandidaten für den sogenannten Auslands-Oscar. 92 Länder hatten sich für 2023 um den Oscar in der Sparte «International Feature Film» beworben. Die mit Spannung erwartete Vorauswahl gab die Oscar-Akademie im kalifornischen Beverly Hills am Mittwoch (Ortszeit) bekannt.

Beim «Trophäen-Buzz», dem Getuschel und Rätselraten über die Favoriten, hatten Branchenkenner dem deutschen Film gute Chancen eingeräumt. Doch «Im Westen nichts Neues» überraschte am Mittwoch mit gleich fünf Shortlist-Treffern: auch in den Sparten Make Up & Hairstyling, Filmmusik, Sound und visuelle Effekte rückte der Film im ersten Auswahlverfahren vor. Spannend wird es nun wieder am 24. Januar, wenn in Hollywood die je fünf nominierten Finalisten in allen Wettbewerbs-Sparten verkündet werden. Die Verleihung der Oscars soll dann am 12. März 2023 über die Bühne gehen.

«Im Westen nichts Neues» nach der Buchvorlage von Erich Maria Remarque aus dem Jahr 1929 zeigt das Grauen des Ersten Weltkriegs aus der Sicht eines jungen Soldaten. Die Hauptrolle spielt der Österreicher Felix Kammerer. Neben dem deutschen Beitrag kamen unter anderem Filme wie «Corsage» (Österreich), «Saint Omer» (Frankreich), «Close» (Belgien) und «Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten» (Mexiko) in die Vorauswahl für den «International Feature Film».

Vor einem Jahr hatte es Maria Schraders «Ich bin dein Mensch» auf die Shortlist, aber nicht in die Endrunde geschafft. Deutschlands letzter Erfolg in dieser Oscar-Sparte liegt 15 Jahre zurück: 2007 gewann Florian Henckel von Donnersmarcks Stasi-Drama «Das Leben der Anderen» die Trophäe.

Der deutsche Komponist Volker Bertelmann, auch unter dem Künstlernamen Hauschka bekannt, hat das Kriegsgrauen in «Im Westen nichts Neues» eindringlich untermalt. Oft greift der Experimentalmusiker auf peitschende, abgehackte Töne zurück. Mit Soundtrack-Größen wie John Williams («The Fabelmans»), Nicholas Britell («She Said») und Justin Hurwitz («Babylon») ist Bertelmann nun einer von 15 Kandidaten, von denen fünf in die Endrunde kommen. Bereits 2017 war er zusammen mit dem US-Kollegen Dustin O’Halloran für den Soundtrack zu dem Film «Lion» für einen Oscar nominiert. Bei der Verleihung gingen sie damals aber leer aus.

Auch der Münchner Regisseur Nils Keller darf hoffen

In den Kategorien Make Up & Hairstyling, Sound und visuelle Effekte sind die Oscar-Chancen für die Netflix-Produktion noch besser. Hier wurden vorab jeweils zehn Kandidaten aus einer Vielzahl von Anwärtern ausgewählt – und in diesen drei Nebensparten ist «Im Westen nichts Neues» neben großen Hollywood-Produktionen dabei. Um den Effekte-Oscar konkurrieren etwa Blockbuster wie «Avatar: The Way of Water», «The Batman», «Black Panther: Wakanda Forever», «Jurassic World Dominion» oder «Top Gun: Maverick».

Auch deutlich kleinere Produktionen «Made in Germany» sind dem Oscar ein Stück näher gerückt. Der Münchner Regisseur Nils Keller, Absolvent der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF), kann mit seinem Film «Almost Home» auf eine Trophäe in der Kategorie «Live-Action-Kurzfilm» hoffen. Andreas Kessler von der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg schaffte es mit seinem Kurzfilm «Nakam» ebenfalls in die Vorauswahl.

Insgesamt hatten sich in dieser Sparte 200 Filmemacher für Hollywoods höchsten Preis beworben. Die beiden Deutschen zählen nun zu 15 Anwärtern, von denen ein Drittel im Januar weiterkommt. Für Nils Keller, der in «Almost Home» einen Mutter-Sohn-Konflikt im Weltall inszenierte, gab es im vorigen Oktober bereits einen Vorgeschmack: bei der Vergabe der Studenten-Oscars holte er den Student Academy Award in Gold.

Von Barbara Munker, dpa

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