«Im Westen nichts Neues» von Edward Berger geht ins Oscar-Rennen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Reiner Bajo/German Films Service /dpa)

Die Verfilmung eines Literaturklassikers soll den Oscar nach Deutschland holen: Die Remarque-Verfilmung «Im Westen nichts Neues» geht 2023 ins Rennen um die begehrte Trophäe. Das hat eine Jury am Mittwoch in München entschieden, wie German Films, die Auslandsvertretung des deutschen Films, mitteilte.

«Die erste deutsche Verfilmung des fast hundert Jahre alten Romans von Erich Maria Remarque ist bestürzend aktuell und setzt ein kraftvolles Statement gegen den Krieg», urteilte die Jury.

«Erich Maria Remarque hat vor fast 100 Jahren ein Buch geschrieben, das heute leider relevanter ist, als wir es erwartet haben», sagte Regisseur Edward Berger. «Dass wir nun mit unserem Film in das Rennen um die Oscars gehen sollen, ist für uns eine sehr große Ehre. Es ist ein weiter Weg.»

Schonungslose Darstellung des Krieges

Die Jury nannte den Film «ein radikales Werk». «Schonungslos zeigt es die Maschinerie und Entmenschlichung des Krieges in der materiellen Symbolik von zerschossenen Uniformen, einstürzenden Schützengräben und zerstörten Körpern.» Der Film zeige «die Eiserne Generation der 1910er Jahre (…) als Lost Generation». Regisseur Berger entlarve «mit Deutlichkeit, wie ruhmsüchtige, der Welt enthobene Entscheidungsträger mit arroganter Eitelkeit die jungen Soldaten ins Gefecht schicken und ohne Gewissen opfern».

Deutschlands letzter Erfolg in der Oscar-Kategorie bester nicht-englischsprachiger Film liegt inzwischen 15 Jahre zurück. Damals gewann Florian Henckel von Donnersmarcks Stasi-Drama «Das Leben der Anderen». Die Jury, die über den deutschen Kandidaten entscheidet, hatte sich – womöglich auch wegen dieses Erfolgs – dann jahrelang auf Filme konzentriert, die sich mit der jüngeren deutschen Geschichte befassten.

Denn traditionell waren es diese Beiträge, die bei der Academy in den USA ganz gute Chancen haben. Caroline Links «Nirgendwo in Afrika», der 2003 den Auslands-Oscar gewann, erzählt von einer jüdischen Familie, die in den 1930er Jahren aus Deutschland nach Kenia flieht.

2018 schickte die Jury von Donnersmarck sogar ein zweites Mal nach Hollywood mit seinem Film «Werk ohne Autor» über Gerhard Richter. Seinen Oscar-Erfolg wiederholen konnte er aber nicht.

Neue Strategie

In den vergangenen Jahren dann änderte sich die Strategie: 2019 entschied die Jury sich für das Sozialdrama «Systemsprenger», ein Jahr danach wurde das Polit-Drama «Und morgen die ganze Welt» zum Kandidaten gekürt. Für die Oscar-Verleihung im Frühjahr dieses Jahres hatte es Maria Schraders futuristische Tragikomödie «Ich bin dein Mensch» auf die Shortlist, aber nicht in die Endrunde geschafft.

Bergers Remarque-Film setzte sich nun gegen acht weitere Bewerber durch, darunter «Lieber Kurt» von Regisseur, Produzent und Schauspieler Til Schweiger. Die Verfilmung des Bestsellers «Kurt» von Sarah Kuttner erzählt die Geschichte vom Schicksal einer jungen Patchwork-Familie, Schweiger spielt eine der Hauptrollen.

Die anderen Kandidaten waren der Film «Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush» von Andreas Dresen, «Alle reden übers Wetter» von Annika Pinske, «Alles in bester Ordnung» von Natja Brunckhorst, «Der Passfälscher» von Maggie Peren, «Nico» von Eline Gehring, «Niemand ist bei den Kälbern» von Sabrina Sarabi und «Wir könnten genauso gut tot sein» von Natalia Sinelnikova.

Die Wahl des deutschen Beitrags ist nur eine Vorstufe im Rennen um den Auslands-Oscar. Im Dezember wird die 15 Titel umfassende Shortlist aus den internationalen Bewerbern bekanntgegeben. Aus dieser Shortlist werden wiederum die fünf nominierten Filme gekürt. Die Verleihung der Oscars ist dann am 12. März 2023.

Von Britta Schultejans, dpa

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