Musste sich gegen die Schweizer Mannschaft geschlagen geben: Der deutsche Torhüter Philipp Grubauer (r) (Urheber/Quelle/Verbreiter: Darko Vojinovic/AP/dpa)

Ein verschlafener Start ins Spiel hat den erneuten WM-Coup der deutschen Eishockey-Cracks gegen die Schweiz und den dritten Halbfinal-Einzug binnen vier Jahren verhindert.

Die Mannschaft von Bundestrainer Harold Kreis verlor mit 1:3 (0:2, 1:0, 0:1) das WM-Viertelfinale in Ostrava gegen den Erzrivalen, gegen den sie 2021 und 2023 jeweils noch gewonnen und das Halbfinale erreicht hatte. Im vergangenen Jahr war Deutschland sogar Vize-Weltmeister geworden und hatte die erste WM-Medaille seit 70 Jahren errungen. 

«Jetzt ist die Enttäuschung erst mal groß. Das ist ein bisschen eine vertane Gelegenheit», sagte Kapitän Moritz Müller bei MagentaSport: «Glückwunsch an die Schweiz, die ein sehr souveränes Spiel gemacht hat.» Die Eidgenossen revanchierten sich damit auch für das Viertelfinal-Aus 2010 und die Niederlage im Entscheidungsspiel bei Olympia 2018. In allen Spielen war die Schweiz jeweils der Favorit gewesen. Diesmal brachte sie es mit sechs NHL-Spielern um Topstar Roman Josi von Nashville Predators auch erstmals aufs Eis.

Ehliz: «Wir waren immer zu langsam»

«Respekt vor den Schweizern. Das haben sie gut gespielt heute», sagte Angreifer Yasin Ehliz. Dominik Kahun (32. Minute) vom SC Bern schoss das einzige deutsche Tor in Überzahl. Christoph Bertschy (8./60.) sogar in Unterzahl und mit einem Treffer ins leere deutsche Tor sowie NHL-Top-Stürmer Nico Hischier (17.) erzielten die Tore für die Schweiz, die Schwächen in der deutschen Abwehr zu Beginn noch konsequent ausnutzten.

«Die ersten 20 Minuten waren unser Problem. Wir waren immer zu langsam», schimpfte Ehliz und NHL-Stürmer Nico Sturm meinte: «Der Beginn war der Unterschied heute. Es wäre wieder möglich gewesen.» Tatsächlich war das erste Drittel mit das schlechteste des deutschen Teams in diesem Turnier. Der Respekt vor Power-Verteidiger Josi oder New Jerseys Hischier war extrem groß. Schon nach 13 Sekunden bekam das Team von Patrick Fischer die Chance in Überzahl. Die im bisherigen Turnierverlauf immer mal wieder wackelige deutsche Defensive überstand da noch die erste Druckphase des Favoriten.

Doch dann patzte das Kreis-Team vor 6583 Zuschauern ausgerechnet im bisher so starken eigenen Überzahlspiel. Mit einem Akteur mehr auf dem Eis verlor das deutsche Team den Puck, Bertschy konterte die Abwehr aus und traf zum 0:1. NHL-Torhüter Philipp Grubauer von den Seattle Kraken sah dabei nicht gut aus. Glück hatte der Keeper zudem bei einem Pfostenknaller nur eine Minute später. Für das 0:2 sorgte NHL-Star Hischier: Der Stürmer profitierte von einem Stockbruch von Gegenspieler Lukas Kälble und schoss den Puck problemlos ein.

Neuer WM-Rekord für deutsche Mannschaft

Druck auf das Schweizer Tor machten die Deutschen aber erst zum Ende des zweiten Drittels in Überzahl. Der Schweizer Schlussmann Leonardo Genoni musste gegen die bisher so treffsichere deutsche Offensive lange Zeit kaum eingreifen. 34 Treffer nach der Vorrunde ist WM-Rekord für eine deutsche Nationalmannschaft. «Das können wir auf jeden Fall mitnehmen», sagte Ehliz weiter zum deutschen WM-Turnier, das trotz des schlechten Starts gegen die Schweiz beinahe trotzdem wieder zu einem Viertelfinal-Erfolg geführt hätte.

Ein hartes Foul an NHL-Stürmer JJ Peterka im Mittelabschnitt brachte den bis dahin ideenlosen Vize-Weltmeister zurück ins Spiel. Die bis dahin so überlegenen Schweizer hörten plötzlich auf, Eishockey zu spielen. Erinnerungen an Riga 2021 kamen hoch. Damals lag die DEB-Auswahl auch nach dem ersten Drittel mit 0:2 zurück und siegte am Ende doch noch nach Penaltyschießen. «Jetzt ist alles möglich», sagte Kahun nach dem zweiten Drittel.

Die Hoffnung des deutschen Stürmers bewahrheitete sich nicht. Die DEB-Auswahl versuchte Druck aufzubauen, konnte Genoni im Schweizer Tor aber nicht bezwingen und musste sich erstmals seit der WM 1992 in Prag der Schweiz in der K.o.-Runde geschlagen geben. Bertschy traf zur Entscheidung, als Deutschland Grubauer zugunsten eines weiteren Feldspielers aus dem Tor genommen hatte. 

Von Tobias Brinkmann, dpa

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