Deutschland könnte bei der Energieversorgung zu einer «Hochpreisinsel» werden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa)

Die Energieversorgung Deutschlands ist einer Studie zufolge im internationalen Vergleich besonders anfällig – sowohl für steigende Preise als auch für Lieferengpässe.

Das Mannheimer Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW kommt in der am Dienstag veröffentlichten Analyse zu dem Schluss, dass die Bundesrepublik bei der Stromversorgung gemeinsam mit den Niederlanden zu einer «Hochpreisinsel» wird. Was die Anfälligkeit für ausbleibende Lieferungen betrifft, ist Deutschland demnach gemeinsam mit Italien besonders verwundbar.

Beide Faktoren gefährden laut ZEW die Wettbewerbsfähigkeit und machen Deutschland für Industriezweige mit hohem Energieverbrauch unattraktiv. Auftraggeber war die Stiftung Familienunternehmen. Das ZEW nahm die Energieversorgung von 21 Industriestaaten unter den Gesichtspunkten in den Blick, wie sehr die Volkswirtschaften unter Preisanstieg und Lieferengpässen leiden würden. Die Ökonomen verglichen 16 EU-Staaten, außerdem die USA, Japan, Kanada, Großbritannien und die Schweiz.

Demnach ist die Versorgungssicherheit der drei außereuropäischen großen Volkswirtschaften wegen des Ukraine-Kriegs gar nicht gefährdet. Die Preissteigerungen seien dort bislang «ausgesprochen moderat ausgefallen oder ganz ausgeblieben», heißt es in dem Papier.

In Europa ist demnach die große Mehrheit der Länder bei ausbleibenden Energielieferungen weniger verwundbar als das von russischem Gas besonders abhängige Deutschland.

Markante Unterschiede innerhalb Europas

«Die Preiseffekte der Energiekrise bei Strom und Gas sind weitgehend auf europäische Standorte beschränkt», erklärte Studienautor Friedrich Heinemann. Innerhalb Europas gebe es markante Unterschiede. «Deutschland wird zusammen mit den Niederlanden immer stärker zu einer Hochpreisinsel.» Nicht nennenswert gestiegen sind die Strompreise laut ZEW-Analyse etwa in Frankreich oder der Schweiz.

Im Falle einer Gasrationierung würden die Bereiche Metallverarbeitung, Chemie und Papier den größten Schaden nehmen. Erhebliche Schäden in weiteren Branchen wären laut ZEW wegen dann fehlender Vorprodukte nicht ausgeschlossen.

«Die Wettbewerber in Übersee haben kein Problem», resümierte Stiftungsvorstand Rainer Kirchdörfer. «Und die Wettbewerber in Europa können angesichts geringerer Verbrauchsmengen rascher umschichten.» Sowohl die Stiftung Familienunternehmen als auch das ZEW appellierten an die Bundesregierung: «Die Wirtschafts- und Energiepolitik hierzulande muss daher Antworten auf die Frage finden, wie die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands für energieintensive Unternehmen erhalten werden kann.»

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