Die Bestsellerautorin Dörte Hansen (58, «Altes Land») ist nicht besorgt um die Zukunft der ländlichen Regionen.
«Ich stelle fest, dass sich das Dorf gerade neu sortiert – nachdem das bäuerliche Zeitalter ja bis auf wenige große Höfe vorbei ist. Wer jetzt aufs Dorf zieht, tut es in der Regel freiwillig – und aus den Zweckgemeinschaften werden Wahlgemeinschaften. Viele junge Familien ziehen aufs Land, viel Neues passiert. Ich glaube, dass die Talsohle durchschritten ist», sagte Hansen der dpa am Montagabend in Husum bei der Deutschlandpremiere des Spielfilms «Mittagsstunde» nach ihrem gleichnamigen Roman. Der Film kommt am 22. September in die Kinos.
Windräder gehören dazu
Überdies gefalle ihr die Landschaft besser als noch vor einigen Jahren. «Die Natur hat sich wieder zurückverändert. Wenn man in den 70er Jahren in den Dörfern war, war es doch relativ kahl. Die ganzen Knicks waren weg und die Bäume gestutzt. Ich habe das Gefühl, es ist wieder sehr viel grüner geworden», erklärte die Schriftstellerin, die in der Nähe von Husum lebt. «Man renaturiert ja auch Flüsse und Auen. Man kehrt also wieder ein bisschen zurück zu dem Zustand früher – weil man mittlerweile wohl weiß, dass man zu harsch mit der Natur umgegangen ist. Obwohl die Straßen natürlich breit und gerade geblieben sind.» Sie leide etwa auch nicht unter den Windrädern – diese gehören zu der nordfriesischen Landschaft bereits dazu. «Die Alternativen fände ich schlimmer», meinte Hansen.
Ihr melancholischer Roman «Mittagsstunde» schildert den Strukturwandel im nördlichen Friesland seit den 1960er Jahren. In der Verfilmung durch den Grimme-Preisträger Lars Jessen («Für immer Sommer 90») spielen Charly Hübner («Polizeiruf 110»), Hildegard Schmahl und Peter Franke die Hauptrollen.