Leere, zur Weiterverarbeitung bereite Konservendosen stehen in einem Lager in Nordrhein-Westfalen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marcel Kusch/dpa)

Computerchips, Fahrradteile, Möbelholz: Engpässe allerorten und die Preise steigen. Betroffen von den weltweiten Turbulenzen in den Lieferketten ist auch die Verpackungsindustrie, zum Beispiel bei Konservendosen.

Der Branchenverband Metallverpackungen ist alarmiert. «Die Hersteller von Verpackungen und Verschlüssen aus Metall haben im laufenden Jahr eine erhebliche Verknappung von Vormaterial erfahren», sagt eine Sprecherin. Insbesondere bei Weißblech und Aluminium sei die Versorgungslage nach wie vor sehr angespannt. «Mehrmengen zu bekommen, ist sehr schwierig.» Bei sogenanntem Kaltband-Stahl, das etwa für Stahlfässer verwendet wird, habe sich die Situation zwar leicht verbessert. Ein Ende der Knappheit sei jedoch auch dort nicht in Sicht. Für alle Vormaterialien gelte, dass die Lieferfristen deutlich länger seien. Nach Verbandsangaben kommen pro Jahr gut zwei Milliarden Lebensmitteldosen aus Weißblech in den deutschen Einzelhandel.

Auch Großhändler für Lebensmittelverpackungen, die etwa Metzgereien mit Konservendosen-Rohlingen beliefern, bezeichnen die Lage wegen stark gestiegener Preise und zeitweiliger Lieferverzögerungen als «angespannt» und «turbulent». «In der gesamten Branche der Lebensmittelverpackungen hat sich seit Beginn der Pandemie im März 2020 die Nachfrage enorm gesteigert», sagt der kaufmännische Leiter des Großhändlers Dosen-Zentrale Züchner GmbH, Werner Hansen. Der Grund: «Die Konsumenten setzen mehr auf Sicherheit und länger haltbare Nahrungsmittel.»

Produktion noch nicht wieder hochgefahren

Coronabedingt hätten jedoch viele Hersteller von Dosen, Glas oder Kunststoffbehältern ihre Kapazitäten gedrosselt und es bis jetzt nicht geschafft, sie wieder hochzufahren. Die Folge: «Vor allem die Preise für Kunststoff und seit Mitte 2021 auch für Weißblech sind auf einem historischen Höchststand.» Konservendosen seien gegenüber dem Vorjahr um mehr als 50 Prozent teurer, bei Kunststoff seien die Preise sogar um mehr als 60 Prozent gestiegen. Bei Glas seien die Steigerungen mit 10 Prozent noch am geringsten.

Für sein Unternehmen betont Hansen: «Wir haben die Warenverfügbarkeit vergleichsweise gut im Griff gehabt.» Die Preiserhöhungen gebe man in einem vertretbaren Rahmen weiter. Der Manager rechnet damit, dass sich die Lage bei Konservendosen Mitte bis Ende 2022 langsam wieder entspannt. «Hier sprechen wir aber von kleinen Schritten und keiner vollständigen Kehrtwende.»

Auch bei den Unternehmen, die die Blech- oder Glasverpackungen in großem Stil für ihre Lebensmittel brauchen, stehen den Verantwortlichen die Sorgenfalten auf der Stirn. «Es wird wirklich alles teurer, das ist die Dramatik», klagt der Geschäftsführer des Bundesverbands der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie (BOGK), Christoph Freitag. Der Verband vertritt rund 60 Hersteller, darunter bekannte Marken wie Kühne, Hengstenberg oder Spreewaldhof.

Probleme mit Lieferketten

Gestiegen seien etwa die Preise für Rohware, Verpackungsmaterialien, Glas und Etiketten, aber auch für Logistik und Personal. «Das Besondere ist, dass die Erhöhungen fast alle zweistellig sind.» In einer Umfrage hätten die Mitglieder angegeben, dass etwa die Kosten für Dosenblech und Deckel um 40 bis 60 Prozent gestiegen seien. Die Energiepreise hätten um 40 bis 65 Prozent zugelegt.

Einen wichtigen Grund für den Preisanstieg bei den Verpackungsmaterialien sieht Freitag in einer stark gestiegenen Nachfrage in Herstellerländern wie den USA oder China. Zum anderen seien im Zuge der Pandemie die weltweiten Transportwege aus dem Tritt gekommen. «Die Lieferketten sind durcheinander geraten.»

Werden Konservendosen im Supermarktregal also teurer? Freitag vermutet das. Der Verband geht davon aus, dass die Unternehmen die Preissteigerungen an den Lebensmitteleinzelhandel und damit an die Verbraucher weitergeben werden.

Die Supermarktkette Rewe mag sich zur Preisentwicklung nicht äußern. Engpässe bei Konservendosen sehe man aber nicht, «auch wenn die Lieferketten bedingt durch die Pandemie angespannt sind», sagt Rewe-Sprecher Andreas Krämer. «Die Läger sind gut gefüllt, wobei das lange Mindesthaltbarkeitsdatum von Konserven uns zusätzlich zugutekommt.»

Von Helge Toben, dpa

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