Deniz Yücel, der Präsident der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrums Deutschland, ist nicht unumstritten. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Martin Schutt/dpa)

Am Ende war der Skandal perfekt: Nachdem kurz zuvor der Abwahlantrag gegen den PEN-Präsidenten Deniz Yücel knapp abgeschmettert worden war, erklärte der Journalist am Freitagabend auf der Mitgliederversammlung in Gotha überraschend seinen Rücktritt.

«Ich will keine Galionsfigur für diese Bratwurstbude sein», sagte der 48-Jährige im Anschluss der Deutschen Presse-Agentur. Zugleich erklärte der Journalist und Publizist seinen Austritt aus der Schriftstellervereinigung. «Der Verein mit den großen Namen ist Geschichte.»

Die Mehrheit der Mitglieder seien «Wichtigtuer und Selbstdarsteller», die den Verein gekapert hätten und für die verfolgte Autoren nur Beiwerk seien, rechnete Yücel nach nur siebenmonatiger Amtszeit emotional mit dem Verein ab. Der 48-Jährige war erst im vergangenen Oktober an die Spitze des PEN-Zentrums gerückt.

Der Führungsstil der Spitzenriege hatte zu heftigem Streit in der Schriftstellervereinigung geführt und diese entzweit. Dabei geht es unter anderem um Beleidigungen, Mobbingvorwürfe und den Umgangston. Die Vorwürfe beziehen sich auf einen umfassenden Mailwechsel im Präsidium. Der Führungsstil des Präsidiums wurde in Gotha hitzig und in sehr aufgebrachter Stimmung debattiert.

Mit Buh-Rufen empfangen

Yücel hatte sich gleich zum Auftakt des Treffens mit Buh-Rufen und Beleidigungen konfrontiert gesehen. «Ich habe es nicht nötig – take it or leave it, PEN», hatte Yücel bereits in der zeitweise äußerst quälenden Debatte erklärt. Es gehe bei den Querelen nicht um einen Generationenkonflikt, betonte Yücel, der in Gotha auch öffentlich machte, zu Jahresbeginn an einer Depression gelitten zu haben.

Das Präsidium, das den PEN zurück auf die Höhe der Zeit führen wolle, habe gleich mehrere Probleme geerbt, hieß es in seinem Bericht. Die schwelenden Konflikte und Spannungen wären, wenn nicht in diesem Präsidium, dann in einem anderen ausgebrochen. Der Journalist, der wegen angeblicher Terrorpropaganda ein Jahr in türkischer Untersuchungshaft gesessen hatte, räumte aber auch Fehler ein.

Mitglieder hatten zuvor ihre Sorge über die Grabenkämpfe geäußert, die das Image des PEN-Zentrums nachhaltig beschädigten. Kassenprüfer Klaus Wettig schlug deshalb eine Mediation vor. Zugleich appellierten Mitglieder, wieder zu Sachlichkeit zurückzukehren. Eine Abberufung von Yücel wäre eine Niederlage und Blamage für PEN, hatten Unterstützer vor dem Rücktritt noch für den Präsidenten geworben.

Das PEN-Zentrum Deutschland hat nach eigenen Angaben 770 Mitglieder und ist eine der weltweit mehr als 140 Schriftstellervereinigungen, die im internationalen PEN vereint sind. Die drei Buchstaben stehen für die Wörter Poets, Essayists und Novelists.

Von Annett Gehler, dpa

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