Lionel Messi jubelt nach seinem Treffer. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Sie tanzten und hüpften und sangen inbrünstig, in der Kabine der Argentinier herrschte pure Erleichterung nach dem erlösend-befreienden Sieg im stimmungsreichen ersten Lateinamerika-Gipfel dieser WM.

«Weil es nun wieder nur an uns liegt», betonte Lionel Messi. Lange ließ er auf sich warten bei der schon nächtlichen Pressekonferenz nach seiner Kür zum Man of the Match. Sein 167. Länderspiel, sein 21. WM-Spiel mit dem 93. Länderspiel- und dem 8. WM-Tor – ein besonderes Spiel. 

Argentinische Fußball-Legende

Eines mit der Einstellung der Weltmeisterschafts-Marken von Diego Armando Maradona, der argentinischen Fußball-Legende, die zwei Jahre und einen Tag vor dem erlösenden Sieg seiner fußballerischen Erben mit nur 60 Jahren gestorben war. Vor allem aber eines, in dem Messi wieder traf und die Mannschaft zum Erfolg führte.

Ein Sieg voller Emotionen im Stadion Lusail von Katar. «Die Familie leidet, die Freunde leiden», sagte Trainer Lionel Scaloni nach dem 2:0 über Mexiko. Von Assistent Pablo Aimar, mit dem Messi einst bei der WM 2006 in Deutschland noch zusammenspielte, kursierten sogar Aufnahmen, die ihn nach der 1:0-Führung schluchzend auf der Bank zeigen. «Es ist sehr emotional, die Jungs spielen zu sehen», erklärte Scalonni, auch einst Profi und Nationalspieler des fußballverrückten und -stolzen Landes. 

«Argentinien ist aufgewacht», schrieb die Zeitung «Pagina12». «Vamos Argentina!», hieß es bei «Olé». «Vamos!», das hatte auch Messi den tobenden Fans zugeschrien nach seinem Tor in der 64. Minute. 

Selten zeigte sich der mittlerweile 35-Jährige so befreit wie an diesem späten Samstagabend in Lusail, nur vier Tage, nachdem er dort mit hängendem Kopf und hängenden Schultern über den Platz nach der 1:2-Auftaktblamage gegen Saudi-Arabien geschlichen war und das ganz frühe Aus bei seiner letzten Weltmeisterschaft drohte. 

Ansage an Polen

Abgewendet ist das nun auch noch nicht, aber vor dem Showdown mit Weltfußballer Robert Lewandowski und dessen Polen am kommenden Mittwoch macht Messi eine klare Ansage: «Wir wussten, dass wir heute gewinnen mussten, dass eine andere Weltmeisterschaft dann für uns beginnt, und wir haben es geschafft.» Gegen Polen würden sie die Sache anders angehen, betonte Messi nach dem Pflichtsieg gegen Mexiko.

Dass die Argentinier nach der bis Dienstag letzten WM-Auftaktniederlage 1990 (0:1 gegen Kamerun) anschließend auch einen 2:0-Sieg (gegen die damalige Sowjetunion) feierten, dürfte sicher ein Zufall sein. Dass es die damalige Mannschaft um Maradona vier Jahre nach dem Titel von Mexiko auch in Italien wieder bis ins Finale schaffte, dürfte aber zumindest kein schlechtes Omen sein – die Endspielniederlage gegen Deutschland mit einem weinenden Maradona mal ausgeklammert.  

«Wir wissen, dass wir einen wichtigen Schritt gemacht haben, aber uns ist bewusst, dass ein weiterer folgen muss, um das erste Ziel zu erreichen», sagte Messi. Gewinnt Argentinien am Mittwoch auch gegen Polen (4 Punkte), sind die Südamerikaner, im Achtelfinale. Bei einem Remis sind sie vom Ausgang des Spiels zwischen Saudi-Arabien (3) und Mexiko (1) abhängig. 

Party nach dem Sieg

Den Sieg gegen die Mexikaner mussten sie aber erst mal feiern. Der erst 21 Jahre alte Enzo Fernández hatte mit seinem Treffer kurz vor Schluss zum 2:0 die Mitternachtsparty endgültig eingeleitet. Sie tanzten und hüpften auf den Bänken, auf dem Boden, auf dem Tisch und intonierten Messis Lieblings-Fangesang unter anderem mit der Zeile: «Ich will den dritten (Titel) gewinnen, ich will Weltmeister werden.»

Und Messi macht auch den Maestro. Wie schon auf dem Feld vor den Fans, hob er immer wieder die Arme. Die Tage seien lang gewesen nach der Niederlage gegen die Saudis, der ersten für die Argentinier nach zuvor 36 ungeschlagenen Spielen. Messi und seine Teamkollegen hatten danach auch Zeit mit ihren Familien auf dem Campus der Universität von Katar verbringen können. Es half auch. Und nach dem Sieg am Samstag bekam Messi umgehend von seiner Frau Antonela Roccuzzo, die mit den drei Söhnen im Stadion mitlitt, mitfieberte und -feierte, noch eine ganz besondere Nachricht in der Stunde der Erleichterung. «Wie ich dich liebe», schrieb sie bei Instagram Story zu dem Bild, auf dem Messi, die Nummer 10, mit ausgebreiteten Armen auf die jubelnden Fans nach seinem Tor zuläuft. Sie lieben ihn auch.   

Jens Marx und Miriam Schmidt, dpa

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