Sir Simon Rattle wird für sein Lebenswerk mit dem internationalen Ernst von Siemens Musikpreis geehrt. Der deutsch-britische Musiker sei einer der wichtigsten und prägendsten Dirigenten unserer Zeit, begründeten die Preisstifter ihre Entscheidung wenige Tage vor dem 70. Geburtstag Rattles am Sonntag (19. Januar). Der Wahlberliner soll die mit 250.000 Euro dotierte, renommierte Ehrung am 17. Mai in München erhalten. Die Laudatio wird der jamaikanische Opernsänger Sir Willard White halten.
Preisgeld für Orchesterprojekt
«Das macht mich schwindlig, das ist wirklich außergewöhnlich, sehr berührend», sagte Rattle. Die 250.000 Euro Preisgeld will er in ein Projekt seines Orchesters stecken: BRSO hip. Dahinter verbirgt sich eine Abkürzung für «historically informed performance». Nach Angaben des Orchesters soll damit das Repertoire um Barockmusik erweitert werden, gespielt auf historischen Instrumenten. Ein erstes Konzert ist am 9. Februar geplant, mit drei Kantaten von Johann Sebastian Bach.
Rattle stehe für herausragende Interpretationen und sei offen für unterschiedliche musikalische Genres, urteilte die Stiftung. Sein Repertoire sei außergewöhnlich breit und umfasse symphonische Werke aus Klassik und Romantik wie auch barocke Werke. Rattle setze sich auch für Neue Musik ein und nehme regelmäßig Kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts in seine Programme auf. Und er engagiere sich unvergleichlich in der Vermittlungsarbeit, um die klassische Musik möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen.
Die Intendantin des Bayerischen Rundfunks (BR), Katja Wildermuth, nannte die Ehrung ein «mehr als würdiges Geschenk zum 70. Geburtstag». «Er ist für uns der perfekte Chefdirigent: voller Energie, voller Leidenschaft, voller Ideen und mit vollen Sälen die Garantie für ein begeistertes Publikum», so Wildermuth.
Millionenschwere Fördermittel
Die private Ernst von Siemens Musikstiftung (EvS) mit Sitz in der Schweiz verleiht die Auszeichnung seit 1973 jedes Jahr. Neben dem Hauptpreis gibt es auch Förderpreise in den Kategorien Ensemble und Komposition. Zudem unterstützt die Institution weltweit Musikprojekte, etwa für den musikalischen Nachwuchs oder für Kompositionsaufträge. 2025 vergibt die Stiftung nach eigenen Angaben Gelder in Höhe von insgesamt vier Millionen Euro.
Gegründet wurde die Stiftung 1972 von Ernst von Siemens. Im Jahr darauf wurde zum ersten Mal ein Preis verliehen – an den Komponisten Benjamin Britten («A Midsummer Night’s Dream»). Geehrte in späteren Jahren waren unter anderem die Violinistin Anne-Sophie Mutter, der Dirigent Mariss Jansons oder der Komponist Hans Werner Henze.