Die Energiepreise sind im Moment um 41,9 Prozent höher als noch im Oktober 2021. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Annette Riedl/dpa)

Die Inflation in der Eurozone ist im Oktober erneut stark gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Verbraucherpreise um 10,7 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat heute in Luxemburg in einer ersten Schätzung mitteilte.

Volkswirte hatten mit einer Rate von 10,3 Prozent gerechnet. Die Oktober-Rate ist die höchste seit Einführung des Euro als Buchgeld 1999. Im September waren die Verbraucherpreise um 9,9 Prozent gestiegen.

«Die Inflationsdynamik erschreckt», kommentiert Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. «Die Inflation ist mittlerweile ein gewaltiger Tanker, dessen Bugwelle das Wirtschaftswachstum beiseiteschieben wird.» Im dritten Quartal ist die Wirtschaft in der Eurozone 0,2 Prozent zum Vorquartal gewachsen, etwas stärker als erwartet. «Es waren vor allem Corona-Nachholeffekte, die das BIP über Wasser hielten», schreibt Gitzel.

Ein Ende ist nicht in Sicht

«Die Inflationsrate hat wahrscheinlich noch immer nicht den Hochpunkt erreicht», schreibt Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil. Das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die Inflationsrate wieder auf knapp zwei Prozent zu drücken, rücke in weite Ferne. «Sie wird ihre Inflationsprojektionen im Dezember einmal mehr deutlich nach oben revidieren müssen», so Weil.

Damit dürfte auch der Druck auf den EZB-Rat zunehmen, die Leitzinsen weiter kräftig zu erhöhen. Die Commerzbank erwartet im Dezember wiederum eine Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte. Die Notenbank hatte den Leitzins erst am vergangenen Donnerstag erneut um 0,75 Prozentpunkte erhöht. Seit Juli hat die EZB den Hauptrefinanzierungssatz von null Prozent auf 2,0 Prozent angehoben.

Energiepreise treiben Inflation an

Getrieben wurde die Teuerung im Oktober abermals durch den starken Anstieg der Energiepreise, die sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um 41,9 Prozent erhöhten. Zugleich beschleunigte sich aber auch der Preisauftrieb bei Lebens- und Genussmittel, die um 13,1 Prozent zum Vorjahr zulegten. Stärker stiegen auch die Preise von Industriegütern ohne Energie und von Dienstleistungen.

Die Kerninflation, bei der die besonders schwankungsanfälligen Preise von Energie, Lebens- und Genussmitteln nicht berücksichtigt werden, stieg verglichen mit dem Vorjahr von 4,8 auf 5,0 Prozent.

Im Vergleich zum September stiegen die Verbraucherpreise im Oktober um 1,5 Prozent. Hier war ein Zuwachs um 1,2 Prozent erwartet worden.

Die höchsten Inflationsraten im Währungsraum wiesen mit mehr als 20 Prozent aufs Neue die drei baltischen Staaten auf. So betrug die Jahresinflationsrate in Estland 22,4 Prozent. In Deutschland zog die nach europäischen Standards berechnete Inflationsrate auf 11,6 Prozent an. Frankreich hat mit 7,1 Prozent die niedrigste Inflationsrate in der Eurozone.

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