Experte: Stehen erst am Beginn der KI-Entwicklung
Der Münchner Informatiker Björn Ommer verglich auf der Digitalkonferenz DLD den aktuellen Stand der KI mit dem Start der Fließbandproduktion durch Henry Ford vor über 100 Jahren. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Peter Kneffel/dpa)

Anwendungen Künstlicher Intelligenz werden nach Einschätzung eines führenden KI-Experten nicht nur große Tech-Konzerne maßgeblich beeinflussen, sondern auch kleinere und mittlere Unternehmen. Der Münchner Informatiker Björn Ommer verglich auf der Digitalkonferenz DLD den aktuellen Stand der KI mit dem Start der Fließbandproduktion durch Henry Ford im Jahr 1908, der Automobile für Millionen von Menschen zugänglich gemacht habe. Von dieser Entwicklung habe auch die deutsche Wirtschaft über 100 Jahre lang profitiert.

KI ist «Nachbrenner für den PC»

Generative KI sei eine Art Nachbrenner für Personal Computer, sagte der Professor von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). «PCs sind zwar sehr vielseitig, haben aber eine Einschränkung. Wenn man möchte, dass sie etwas tun, wofür sie bisher noch niemand entworfen hat, muss man es ihnen in ihrer Sprache sagen. Man muss sie programmieren.» Und das sei eine mühsame Arbeit, die außerdem fehleranfällig und kostspielig sei. «Aber am wichtigsten ist, dass es nur sehr wenige Menschen gibt, die die Sprache des Computers tatsächlich sprechen. Die generative KI ändert das nun alles.»

Ommer stellte in Aussicht, dass insbesondere der Mittelstand vom KI-Einsatz profitieren könne: In Deutschland gebe es viele kleine und mittlere Unternehmen, die nicht unbedingt im IT-Bereich tätig seien, aber genau diese IT-Expertise benötigten. «Sie haben nicht die Ressourcen für eine hoch entwickelte Softwareentwicklung, aber sie haben etwas anderes, zu dem andere große Unternehmen normalerweise keinen Zugang haben. Und das ist der direkte Kontakt zu Kunden und zu ihren Daten.» Diese Daten könnten als «Treibstoff für generative KI» genutzt werden, um maßgeschneiderte Lösungen anbieten zu können.

Suche in unstrukturierten Daten

Das Team von Ommer an der LMU hat unter anderem das KI-Modell «Stable Diffusion» entwickelt, das Textbeschreibungen in realistische oder künstlerische Bilder umwandelt. Dieses Modell hat die KI-Bildgenerierung einem Massenpublikum zugänglich gemacht. Auf dem DLD wies Ommer auf Studien hin, wonach Wissensarbeiter 20 Prozent ihrer Zeit mit der Suche nach Informationen verbringen. Bislang habe man nur nach Dingen suchen können, die zuvor sorgfältig aufbereitet worden seien, etwa tabellarische Daten. «Jemand muss also die Daten vorbereiten und sie dem Computer „füttern“. Die generative KI ändert das nun.» Der Computer sei jetzt in der Lage, auf die viel größere Menge unstrukturierter Daten zuzugreifen, die es da draußen gebe.

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