Sommerferien, das bedeutet für viele Kinder und Jugendliche vor allem sechs Wochen ohne Stundenplan und Hausaufgabenstress, dafür mit viel Freizeit. Doch darin liegt auch eine Herausforderung: Oft steigt dann nämlich der Medienkonsum, und das kann problematisch sein. 

Denn wenn Smartphone, Tablet und Spielkonsole «zum Hauptprogrammpunkt werden», geht das zulasten von Schlaf, Bewegung und echten Sozialkontakten, warnt das Deutsche Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG). 

Und das kann ungesund sein, auch für die Psyche. Zwar lässt sich nicht sagen, dass Gucken und Daddeln direkt krankmachen. Aber es lasse sich weltweit eine zahlenmäßige Parallelentwicklung von Zunahme des Medienkonsums und der von sogenannten affektiven Störungen wie Angst oder Depressionen bei Kindern und Jugendlichen beobachten, so DZPG-Sprecherin Prof. Silvia Schneider. 

Erholung braucht Zeit

Dabei geht es in den Ferien vor allem auch um eines: Erholung. «Die Schulzeit ist für viele Jugendliche enorm getaktet und stressig. Schon das Ausschlafen kann eine echte psychische Entlastung sein», so Hanna Christiansen, Professorin für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie an der Universität Marburg. Doch gerade, weil der Druck wegfällt, sei es wichtig, Heranwachsende nicht einfach sich selbst zu überlassen. 

Eltern wissen, wie schnell Kinder und Jugendliche dann reflexartig zu Tablet, Smartphone und Konsole greifen und wie schwer sie davon oft wieder wegzukriegen sind – egal, was vielleicht vorher vereinbart wurde, Stichwort «Medienzeit». Hier sollten Familien dem Vorbild vieler Schulen folgen und handyfreie Zeiten festlegen, rät Christiansen.

Was machen wir? Regeln und Ideen gegen Langeweile

Es geht aber nicht nur darum, wie lange Kinder Medien nutzen, sondern auch, wie und wofür. «Stundenlanges Scrollen auf Tiktok oder impulsives Gaming fördert keine sozialen oder kognitiven Fähigkeiten», so Silvia Schneider. Bei Bildungsprogrammen oder -apps ist das zwar anders, doch «jede Stunde vor dem Bildschirm fehlt für Erlebnisse, soziale Beziehungen und Entwicklung», sagt Isabel Brandhorst vom DZPG-Standort Tübingen. 

Deshalb sollte die Medienzeit begrenzt werden. Entscheidend sei, dass Kinder nach dem Abschalten nicht einfach in Langeweile zurückbleiben. Da sind Ideen und auch die Eltern gefragt: «Attraktive Alternativen sind entscheidend, damit das Digitale nicht übermächtig wird», so Brandhorst. Und der Familienalltag müsse so strukturiert sein, dass gesunder Medienkonsum überhaupt möglich wird. 

Was nicht außer Acht gelassen werden sollte: Eltern motzen oft aus Sorge über den Medienkonsum der Kinder und vergessen dabei, dass sie selbst auch ständig am Bildschirm hängen, erklärt Medienprofi und Vater André Gatzke (u.a. «Sendung mit der Maus» bei ARD): «Reden hilft da mehr als Meckern.»

Zusammen kreativ werden – auch digital

Wenn Eltern zeigten: «Ich bin gerade am Handy, weil ich etwas Wichtiges mache – und jetzt leg ich’s weg», sei das schon ein gutes Vorbild. Es gehe ums bewusste Medienverhalten, nicht ums Dauerverzichten, betont Gatzke. Sein Tipp: «Nicht nur konsumieren, sondern auch mal selbst produzieren, gern zusammen als Familie! Foto-Projekt, Stop-Motion-Film, Podcast. Wer selbst gestaltet, denkt anders über Medien nach.»