Frühere Turnerin: Kein Vertrauen in Verband bei Aufklärung
Hat kein Vertrauen in den Verband: Janine Berger. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Friso Gentsch/dpa)

Im Turn-Skandal von Stuttgart zweifeln ehemalige Athletinnen für die anstehende Aufklärung an der Kompetenz und Glaubwürdigkeit des Deutschen Turner-Bundes (DTB). Janine Berger, Olympia-Vierte 2012 in London, sagte der «Augsburger Allgemeinen» (Mittwoch), dass bei ihr und vielen weiteren Sportlerinnen «das Vertrauen in eine Aufklärung beim DTB absolut nicht gegeben ist».

Sie zweifle die Unabhängigkeit einer vom DTB selbst installierten Kommission an. Eine Kanzlei aus Frankfurt am Main soll sofort mit der Untersuchung der Vorwürfe beginnen und diese «schnellstmöglich» abschließen, hatte es vom Verband am Tag zuvor geheißen. Zudem werde ein unabhängiger und interdisziplinär besetzter Expertenrat gebildet, der allerdings erst noch besetzt werden müsse.

Berger hinterfragt Methoden

Die inzwischen 28 Jahre alte Berger zweifelte zudem bei Ex-Bundestrainerin Ulla Koch öffentlich an, dass diese die Persönlichkeitsentwicklung junger Sportlerinnen in den Vordergrund gestellt habe.

«Muss Persönlichkeitsentwicklung beim DTB so verstanden werden, dass zahlreiche Athletinnen nach ihrer Karriere den Weg in die Therapie antreten müssen? Dass minderjährigen Turnerinnen das Geld aus der Tasche gezogen wird, um die ‚Entwicklung‘ zu fördern?», fragte Berger, die sich am Abend auch offensiv bei Instagram zu Wort meldete und den Beitrag mit ihren Aussagen teilte.

Schwere Vorwürfe von Turnerinnen

Am Montag war bekanntgeworden, dass Ex-Bundestrainerin Ulla Koch ihr Amt als DTB-Vizepräsidentin vorübergehend ruhen lässt. Der Schritt geschehe «im Sinne eines optimalen Aufarbeitungsprozesses» und gelte für die Dauer der Aufarbeitung, hieß es vom Verband. Koch (69), die seit gut drei Jahren Vizepräsidentin ist, habe sich selbst dazu entschlossen.

Mehrere ehemalige Auswahl-Turnerinnen hatten zuletzt schwere Vorwürfe gegen die Arbeit am Bundesstützpunkt in Stuttgart erhoben. Kritisiert wurden «systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch» sowie katastrophale Umstände.

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