Fürst Albert II. und Fürstin Charlène mit ihren Kindern Prinz Jacques und Prinzessin Gabriella auf dem Balkon des monegassischen Palastes. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Cole/AP/dpa)

Im Kampf gegen den Klimawandel scheut Fürst Albert II. keine Mühen: Um auf die Eisschmelze aufmerksam zu machen, reiste er mit Schlittenhunden von der russischen Wetterstation Barnéo zum Nordpol und bei bis zu minus 40 Grad auf Tourenskiern zum Südpol. Im Tubbataha-Riff in der Sulusee im Südwesten der Philippinen ging er tauchen, um auf das Korallensterben aufmerksam zu machen. Vor wenigen Monaten hielt er sich auf dem Aldabra-Atoll im Indischen Ozean auf, wo die vom Aussterben bedrohten Aldabra-Riesenschildkröten leben.

Fürst Albert II., der am Dienstag (14. März) 65 Jahre alt wird, hat den Kampf gegen den Klimawandel und insbesondere den Schutz der Meere zu einem seiner politischen Schwerpunkte gemacht. Im vergangenen Sommer hat er sogar das Buch «L’Homme et l’Océan» (Der Mensch und der Ozean) veröffentlicht – Beschreibungen seiner Expeditionen und der verheerenden Auswirkungen unseres Handelns auf die Meereswelt.

Megaprojekt im Meer vor Monaco

Die Antarktis, der Pazifik und der Indische Ozean liegen jedoch weit weg von Monaco, wo derzeit ein Megaprojekt im Meer entsteht: Mareterra, ein Luxusviertel mit Mini-Jachthafen. Die Wohnungen sind im Durchschnitt 300 Quadratmeter groß, Villen sogar über 3000 Quadratmeter. Dafür wurden dem Meer sechs Hektar Lebensraum – rund acht Fußballfelder – abgerungen. Der Meeresgrund wurde ausgebaggert und mit Senkkästen aus Beton und Sand aufgefüllt. 

Das Viertel soll ein ökologisches Vorzeigeobjekt sein – ohne Autos und mit bis zu 40 Prozent Energie aus erneuerbaren Quellen. Geschützte Flora und Fauna, darunter 500 Quadratmeter Neptungras und Steckmuscheln, wurden bereits umgesiedelt. 

Experten üben dennoch Kritik, wie Alexandre Meinesz, Biologe und Meeresforscher an der Universität von Nizza Sophia Antipolis. Im Interview mit «Demain la ville», einem Blog über nachhaltige Städte, erklärte er, dass bei Erweiterungen aufs Meer generell Biotope zerstört werden. Als Beispiel führt er das Neptungras an, das nur sehr langsam nachwachse.

Doch kein ökologisches Vorzeigeobjekt?

Selbst der Meeresbiologe Philippe Bornens, der eigentlich für den Fürstenstaat Meerestiere und -pflanzen vor dem Beton retten sollte, zeigte sich «Der Zeit» gegenüber skeptisch. Der Fürst wollte am Anfang ein Projekt ohne Folgen für die Umwelt. Da habe er nur erklärt, dass er es absagen müsse, sagte Bornens

Doch Monaco platzt aus allen Nähten. Das nur gerade mal 2,02 Quadratkilometer große Fürstentum ist der zweitkleinste Staat nach dem Vatikan. Und mit etwa 40.000 Einwohnern der am dichtesten besiedelte der Welt. Davon sind laut jüngsten Statistiken mehr als
27.000 Millionäre mit einem Nettovermögen von mindestens einer Million US-Dollar. Ihre  Anzahl soll steigen und 2026 bei rund 39 168 Personen liegen. Bis Ende 2025 soll Mareterra fertiggestellt sein.

Zu dem Projekt hat das Fürstentum eine Internetseite geschaffen mit ausführlichen Informationen – auch zu Umweltfragen. Es sei unvermeidbar, dass eine Erweiterung aufs Meer hinaus Folgen auf das natürliche Milieu habe. Aber man unternehme alles, um diese zu begrenzen. Unter anderem mit neuen Baumethoden und der Umsiedlung des Neptungrases. Seit den 1950er Jahren wurden rund 20 Prozent der Fläche von Monaco dem Mittelmeer abgerungen. 

Pragmatismus in Umweltfragen

Er sei kein Verfechter des Degrowth, der Verringerung von Konsum und Produktion, schreibt der Fürst in seinem Buch. Dagegen sei er ein glühender Verfechter des Pragmatismus in Umweltfragen. Denn er sei überzeugt, dass Zwänge keine Lösung im Kampf gegen die Umweltverschmutzung seien. So fördert Albert den Umstieg auf Elektrofahrzeuge, auch wenn jedes Jahr im Mai die Formel-1-Fahrer beim Grand Prix durch die Straßenschluchten von Monte Carlo rasen.

Albert hat sich in seiner knapp 18-jährigen Regentschaft vom Charmeur und passionierten Sportler – er war als Bobfahrer bei mehreren Olympischen Winterspielen dabei – zu einem gewandten Staatsmann gewandelt. Als er nach dem Tod seines Vaters 2005 die Amtsgeschäfte übernahm, zog er auch einen Strich unter sein bis dahin eher flatterhaftes Privatleben. Er erkannte zwei uneheliche Kinder an: Die heute 31-jährige Jazmin, die aus dem Verhältnis mit der amerikanischen Ex-Kellnerin Tamara Rotolo stammt, sowie den inzwischen 19-jährigen Alexandre aus der langjährigen Beziehung mit der Ex-Stewardess Nicole Coste aus Togo.

Im Juli 2011 heiratete er die Ex-Profischwimmerin Charlène Wittstock, drei Jahre später kamen Erbprinz Jacques und Zwillingsschwester Gabriella zur Welt. Seitdem steht das Privatleben des Fürsten wieder mehr im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. So sorgte die monatelange Trennung des Paars – die Fürstin hielt sich aus gesundheitlichen Gründen in ihrem Heimatland Südafrika auf – für hartnäckige Spekulationen über eine Ehekrise.  

Von Sabine Glaubitz, dpa

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