Entspannen in der Therme oder Toben mit den Kindern im Spaßbad könnte schon bald teurer werden, wenn die Energiepreise weiter steigen.
Längst gibt es Forderungen, auch klassische Schwimmbäder angesichts drohender Gasknappheit vorübergehend ganz zu schließen. Und noch ist offen, wie die Bundesnetzagentur zu ihnen steht. Sie entscheidet, wer weiterhin beliefert wird, sollte die höchste Stufe im Notfallplan Gas ausgerufen werden. «Unsere Empfehlung ist, die Bäder so lange wie möglich offen zu halten und den Unternehmen zu überlassen, wie sie mit ihrem Bäderbetrieb umgehen», sagte der Geschäftsführer der European Waterpark Association (EWA), Klaus Batz, der Deutschen Presse-Agentur.
Kosten sparen
«Es gibt vielleicht einige, die zu der Entscheidung kommen, wir müssen das Angebot reduzieren. Es gibt vielleicht auch welche, die sagen, wir müssen zumindest zwischenzeitlich schließen.» Zurzeit seien die Bäder noch voll, sagte Batz. «Aber wir haben sicherlich keine einfachen Zeiten vor uns. Das muss man offen sagen.» Schon während der Corona-Pandemie hatten es die Betriebe schwer. Nun kommt zur Unsicherheit über die nächste Viruswelle noch die Energiekrise.
Die EWA vertritt die Interessen von Freizeitbädern, Thermen und Wasserparks, davon allein gut 140 in Deutschland. Niedrigere Wassertemperaturen zum Kostensparen sind aus Sicht der Branche keine wirkliche Lösung. «Zwei wichtige Besuchergruppen sind Kinder und ältere Menschen», so der EWA-Geschäftsführer. «Wenn Sie die Temperatur im Becken senken, kommen die irgendwann nicht mehr.»
Wassertemperatur und Eintrittspreise
Wo für Besucher die Schmerzgrenze ist, lässt sich nicht exakt beantworten. Auch im Freizeitpark Tropical Islands mit seinen umfangreichen Sauna- und Wellnesslandschaften gut 50 Kilometer südlich von Berlin sind solche Sparmaßnahmen nicht geplant, wie ein Sprecher versichert. Und auch keine Einschränkung der Öffnungszeiten.
In Köln haben die Bäderbetriebe in einigen üblicherweise mit 30 Grad besonders warmen Außenbecken die Temperatur dagegen bereits um mindestens 3 Grad abgesenkt. An anderer Stelle geht das nicht so einfach, wie die Geschäftsführerin der Kölnbäder GmbH, Claudia Heckmann, betont.
Eine weitere Stellschraube sind die Eintrittspreise. «Bei den jetzt anstehenden Kostensteigerungen wird es natürlich schwierig», sagte Heckmann. «Die können wir nicht 1:1 an die Kunden weitergeben, aber wir werden sicherlich im Herbst über das Thema nachdenken.»
Nach Einschätzung von EWA-Geschäftsführer Batz sind Betriebe, die die Preise schon erhöht haben, noch die Ausnahme. «Wir müssen auch berücksichtigen, dass der Geldbeutel der Gäste schon aus anderen Gründen immer leerer wird.»
Für Claudia Heckmann ist vor allem Unklarheit darüber problematisch, ob die höchste Stufe des Notfallplans Gas kommt oder nicht. «Das steht ja alles noch nicht fest.» Aber das Risiko sei da. «Und wenn wir kein Gas mehr bekommen, können wir die Bäder auch nicht betreiben.» Batz fordert für diesen Fall staatliche Unterstützung. «Wir brauchen dann zwingend Finanzhilfen, um über den Winter zu kommen.»
Vorschläge
Die Bäderallianz, ein Zusammenschluss von Interessensvertretern der Branche, hat sich schon Mitte Juli mit einem Positionspapier an die Bundesregierung gewandt. Darin fordert sie, auf Energieknappheit schrittweise zu reagieren, zunächst auf «hochtemperierte Außenbecken» zu verzichten, anschließend nur noch Sport- und Lehrschwimmbecken zu nutzen und schließlich auch dort die Temperatur auf maximal 26 Grad zu senken.
Aus der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) kam wenig später der Vorschlag, Schwimmbäder ganz zu schließen, um so Energie zu sparen. Die Reaktionen darauf waren allerdings weitgehend ablehnend.
Kommunale Schwimmbäder seien in der Regel ein Zuschussgeschäft, sagte ein Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebunds in Berlin – und generell sehr energieintensiv. Wenn die Energiekosten weiter steigen, stelle sich die Frage, um wie viel der Zuschuss erhöht werden müsse. «Wir werden irgendwann schon eine Bestandsaufnahme machen müssen: Kann man sich das noch leisten?»