Gasnotlage: Kretschmann warnt vor Spaltung der Gesellschaft
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) macht sich Sorgen über eine mögliche Gasnotlage. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Weißbrod/dpa)

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat vor einem Auseinanderreißen der Gesellschaft im Fall einer Gasmangel-Lage im Winter gewarnt.

«Wenn wir in eine Gasnotlage reinlaufen, werden die Fliehkräfte groß sein. Größer als bei Corona, und dieses Problem haben wir ja noch zusätzlich an der Backe», sagte der Grünen-Politiker am Montagmorgen anlässlich des Krisengipfels Gas in Stuttgart bei der Begrüßung der Teilnehmer.

«Patriotismus gefragt»

Deshalb werde es in den nächsten Monaten vor allem darum gehen, «dass wir uns in den wesentlichen Punkten nicht auseinanderdividieren lassen». Kretschmann mahnte: «Dabei ist auch unser Patriotismus gefragt.» Für Deutschland, die freiheitlich-demokratische Ordnung und Europa.

Kretschmann bat den Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, zu erklären, nach welchen Kriterien das Gas in einer Notlage verteilt werde. Vor allem die Industrie im Südwesten wolle wissen, «ob gewährleistet ist, dass der Süden dabei nicht benachteiligt wird». Es seien hier «große Ängste» im Spiel. «Eine solche Benachteiligung muss natürlich auf jeden Fall vermieden werden», verlangte der Regierungschef.

Müller war bei dem Gipfel per Video zugeschaltet. Er hält das Ziel eines Gasspeicher-Füllstands von 90 oder 95 Prozent zum 1. November für unrealistisch. Wenn es dabei bleibe, dass durch die Gaspipeline Nord Stream 1 40 Prozent der Lieferkapazität fließe, seien im besten Fall maximal 80 bis 85 Prozent zu erreichen, sagte er. Derzeit liege der Füllstand bei 65,9 Prozent. Er gab demnach zu bedenken, dass die Füllstände in vielen Nachbarländern niedriger seien.

Das Ziel der Bundesregierung und der Netzagentur sei es, 20 Prozent Gas einzusparen, um sich für den Winter vorzubereiten. «Wir liegen im Moment bei etwa 14 Prozent Einsparung. Ohne zusätzliche Anstrengung kommen wir da im Winter nicht hin», sagte Müller.

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