Götz Otto: Bösewichte sind die interessanteren Charaktere. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Steffi Adam/Geisler-Fotopress/dpa)

Als Widersacher von James Bond wurde der Schauspieler Götz Otto vor 25 Jahren international bekannt. Danach folgten weitere Rollen als fieser Charakter vor der Kamera und auf der Bühne, unter anderem als Sektenführer Paul Schäfer in der Serie «Dignity».

Am Sonntag (1. Mai) ist der 54-Jährige in dem neuen «Tatort»-Krimi «Warum» aus Nürnberg um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur erläutert er, wieso er so oft den Bösewicht spielt.

Frage: Wieso spielen so oft deutsche Schauspieler den Bösewicht in internationalen Filmen?

Antwort: Das hat hauptsächlich zwei Gründe. Einer ist ganz klar ein historischer Grund. Man traut rein historisch den Deutschen Missetaten zu. Und dann ist es natürlich ein filmhistorischer Grund. Je mehr negative deutsche Charaktere man gesehen hat, desto eher stellt man einen Deutschen in die negative Ecke – also Schublade auf, Schublade zu. So verhält sich manchmal auch der Kinozuschauer.

Frage: Was reizt Sie an der Rolle des Bösewichts?

Antwort: Ich glaube nicht, dass Menschen, die von außen negativ betrachtet werden, sich selbst als böse sehen. Ich glaube, Herr Putin zum Beispiel findet sich selbst ganz okay. Diese Diskrepanz finde ich spannend und auch spannend zu spielen.

Frage: Sie sprachen eben von Schubladen. Wird man als Schauspieler selbst in eine gesteckt, wenn man wie Sie schon viele Bösewichte gespielt hat?

Antwort: Früher habe ich mich dagegen gewehrt und mir gewünscht, andere Rollen zu bekommen. Aber mittlerweile stört mich das gar nicht mehr. Im Gegenteil. Das sind manchmal viel interessante Charaktere. Zum Beispiel in der Serie «Dignity» über Colonia Dignidad habe ich den Sektenführer Paul Schäfer gespielt, einen wahnsinnig perfiden Drecksack. Aber das war eine der spannendsten Arbeiten, die ich je machen durfte.

Frage: Die Corona-Pandemie hat die Filmbranche, aber ganz besonders stark die Theater betroffen. Sind die Folgen bei Ihrer Arbeit noch spürbar?

Antwort: Es ist natürlich schwierig, wenn man von der Bühne auf Gesichter mit weißen Masken blickt. Ich finde auch, dass die Maske als Zuschauer eine Distanz schafft zu dem, was auf der Bühne passiert. Nach über zwei Jahren Pandemie macht die gelernte Kontaktunfähigkeit auch etwas mit einem. Ich gehe auch nicht mehr so gerne in geschlossene Räume mit vielen Menschen.

Frage: Fürchten Sie wieder Einschnitte für die Kultur im Herbst?

Antwort: Mein Beruf zeichnet sich durch Unsicherheit aus. Ich weiß nie, was nächste Woche ist. Ich habe keine Ahnung, wie mein berufliches Leben perspektivisch weitergeht. Da ich das schon länger mache, habe ich gelernt, mit dieser Unsicherheit umzugehen. Das hilft auch beim Umgang mit der Pandemie. Ich mache mir darüber auch keine Gedanken. Es wird das passieren, was passiert.

ZUR PERSON: Götz Otto wurde am 15. Oktober 1967 in Dietzenbach in Hessen geboren. Er ist Schauspieler und Synchronsprecher. Den internationalen Durchbruch brachte seine Rolle im James Bond-Film in «Der Morgen stirbt nie». Danach folgten Kinofilme wie «Der Untergang» und «Iron Sky» und zahlreiche Auftritte in TV-Serien. Auch der Bühne blieb er verbunden. Otto lebt mit seiner Familie in Krailling bei München.

Von Irena Güttel, dpa

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