Die Grüne Woche 2022 fällt aus. Acht Wochen vor der geplanten Eröffnung sagten die Veranstalter die Agrar- und Ernährungsmesse am Freitag ab.
Angesichts der Wucht der vierten Corona-Welle werde es im Januar und Februar keine Großveranstaltungen geben, teilte die Messe Berlin am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mit. Davon betroffen ist auch die Fruchthandelsmesse Fruit Logistica; die internationale Fachbesucher-Messe wird von Februar auf Anfang April verschoben.
Die Grüne Woche lebt von der Begegnung
Erst im September hatte es nach eineinhalb Jahren weitgehenden Stillstands eine Neustart für das Präsenz-Messegeschäft gegeben. Nun bremst Corona Veranstalter und Gäste wieder aus. Die Folgen reichen weit über die direkt betroffenen Unternehmen hinaus, wie der Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft erläutert. Auch Hotellerie, Gastronomie, Transportgewerbe, Handel und Handwerk büßen Umsatz ein. Die Schäden gehen nach Branchenstudien in die Milliarden.
Die Grüne Woche sollte nach einer Online-Ausgabe 2021 am 21. Januar 2022 eigentlich wieder zehn Tage lang für Besucher öffnen. Geplant war, die Hallen am Berliner Funkturm nur für Geimpfte und Genesene zu öffnen (2G). Auf Masken und Abstand sollte verzichtet werden.
«Die Internationale Grüne Woche lebt von den Begegnungen, vom Ausprobieren, Entdecken und Schmecken. Unter den gegebenen Voraussetzungen wie Masken und Abständen lassen sich die Erwartungen unserer Besucherinnen und Besucher an die Grüne Woche nicht erfüllen», erklärte Messe-Projektleiter Lars Jaeger die Absage. Der Berliner Senat hatte am Dienstag beschlossen, 2G mit einer Maskenpflicht zu verknüpfen.
Mehrere Bundesländer hatten in den vergangenen Tagen ihre Messeauftritte abgesagt oder auf den Prüfstand gestellt. Schleswig-Holstein etwa begründete seinen Rückzug mit zahlreichen Absagen von Firmen und Organisationen für die Schleswig-Holstein-Halle sowie der aktuellen Entwicklung der Corona-Pandemie.
Vor Corona hatte die Grüne Woche regelmäßig rund 400 000 Besucherinnen und Besucher angelockt – mit Zehntausenden Nahrungs- und Genussmitteln aus aller Welt sowie Hunderten Tiere und Pflanzen. Die Messe zu Jahresbeginn gilt als wichtigstes Schaufenster der Land- und Ernährungswirtschaft. Auch der Gartenbau ist vertreten.
Bei der letzten Präsenz-Ausgabe 2020 waren mehr als 1800 Anbieter aus mehr als 70 Ländern dabei. Die Unternehmen probieren in Berlin auch aus, wie gut neue Produkte beim Publikum ankommen. Zugleich ist die Messe ein politischer Jahresauftakt. Experten und Politiker diskutieren dort Fragen von Landwirtschaft und Ernährung in zahlreichen Kongressen, Foren, Podiumsrunden und Seminaren. Seit Jahren nutzen auch Kritiker der modernen Ernährungsindustrie die Messe als Podium.
Impfzentrum auf dem Messegelände bleibt offen
Das Berliner Messe-Jahr beginnt damit 2022 erst im März – mit der Internationalen Tourismus-Börse (ITB). Sie ist vom 9. bis 13. März im hybriden Format mit einer Mischung aus Präsenz- und Online-Messeständen geplant. Die nächste Grüne Woche ist nun vom 20. bis 29. Januar 2023 geplant.
Das Impfzentrum auf dem Messegelände in Charlottenburg bleibt nun bis Februar offen, wie Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) mitteilte. «Parallel wird das ICC zum Impfzentrum ausgebaut, so dass wir unser Impfangebot an diesem Standort verdoppeln werden.» Ursprünglich war geplant, dass das Impfzentrum in Halle 21 Mitte Dezember ins ICC umziehen sollte, weil die Messe Berlin die Hallen wieder für ihr gewohntes Messegeschäft nutzen wollte.
Andere Messen in Deutschland finden statt. Am Samstag etwa beginnt die Autotuningmesse Essen Motor Show mit tausenden Besuchern unter 3G-Regel. Für Januar sind unter anderem die Fachmessen Heimtextil in Frankfurt und PSI in Düsseldorf unter 2G-Vorgabe geplant.