Die Ankündigung eines Gesetzes für einen nachhaltigeren und sozialeren Tourismus auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln hat bei allen Betroffenen wenig Begeisterung ausgelöst.
Sowohl Hoteliersverbände als auch ein Zusammenschluss von Zimmermädchen reagierten aus verschiedenen Gründen skeptisch auf die Äußerungen, die Regionalpräsidentin Francina Armengol auf der Tourismusmesse Fitur in Madrid gemacht hatte. Während den Hoteliers die Frage der Finanzierung der geplanten Maßnahmen Sorgen bereitet, wies eine Zimmermädchen-Sprecherin das Projekt als «Pflaster» zurück.
Für das ambitionierte Programm stehen laut Armengol Beihilfen in Höhe von 55 Millionen Euro an EU-Geldern bereit. Doch diese Zahl beruhigt die coronageplagten Hoteliers nicht. «Es ist entmutigend, dass in dieser Situation, in der wir eine Pandemie haben, die wir noch nicht überwunden haben, solche Dinge gefordert werden, obwohl wir andere Probleme zu lösen haben», sagte die Vorsitzende des Hotelierverbandes von Cala Millor im Osten Mallorcas, María Inés Batle. Die Präsidentin des mallorquinischen Hotelierverbandes FEHM, María Frontera, bezeichnete das Projekt zwar als «wichtig», warnte aber: «Wir sind nicht imstande, große Ausgaben zu tätigen.»
Unzufriedenheit auch bei Arbeitnehmern
Doch nicht nur die Unternehmer, auch die der betroffenen Arbeitnehmer, ist alles andere als zufrieden. Dabei hatte die Sozialistin Armengol unter anderem angekündigt, dass man die sehr harte und fast nur von Frauen erledigte Arbeit des Bettenmachens erleichtern werde. Dazu sollen die Hotels auf Mallorca, Formentera, Ibiza und Menorca ab 2023 insgesamt 300.000 neue, höhenverstellbare Betten anschaffen. «Das ist nur ein neues Pflaster, zumal es zunächst nur bei Vier- und Fünf-Sterne-Hotels realisiert werden soll», klagte die für Ibiza und Formentera zuständige Sprecherin des regionalen Zimmermädchen-Verbandes Kellys Unió Balear, Milagros Carreño.
Die Sprecherin bemängelte im Interview des Radiosenders «Onda Cero» zudem, die wichtigsten Forderungen der Zimmermädchen seien immer noch nicht erhört worden: Eine gesetzlich festgeschriebene Reduzierung der Arbeitsbelastung und eine Senkung des Rentenalters auf mindestens 60. Carreño: «Wenn man 30 Jahre lang im Hotel arbeitet, ist man mit 60 völlig fix und fertig. Wie soll man da bis 67 weiterarbeiten?»
Armengol will die Balearen zur «ersten Tourismusregion weltweit mit einer Kreislaufwirtschaft» machen. Dazu sollen die Hotels im Rahmen eines Fünfjahresplans unter anderem auch den Verbrauch von Energie und Wasser reduzieren sowie Regenwasser nutzen, eine Strategie zur Müllvermeidung entwickeln, Hygiene-Einwegverpackungen abschaffen und Öl-Heizungen durch Erdgas- oder Elektrokessel ersetzen.
Der Tourismus ist für die Balearen überlebenswichtig: Dort, wie in Spanien sonst nur auf den Kanaren, steht die Branche für rund 35 Prozent der regionalen Wirtschaftsleistung. Im letzten Jahr vor der Pandemie (2019) wurden rund 16,5 Millionen Besucher gezählt. Deutsche und Briten stellen den bei weitem größten Anteil der Gäste.