Hannah Emde ist Tierärztin, Artenschützerin, Autorin und nun auch Fernsehmoderatorin «Terra X»-Reihe «Faszination Erde». (Urheber/Quelle/Verbreiter: Rolf Vennenbernd/dpa)

Dass das Leben und die Natur uns vor große Herausforderungen stellen können, das hat Hannah Emde früh erlebt. Als die heutige Tierärztin mit ihrem Studium begann, war das erste Tier, das auf ihrem Sektionstisch lag, ausgerechnet ein Dackel. «Das war wirklich krass», sagt sie.

Emde verbindet viele Erinnerungen mit der kurzbeinigen Hunderasse – sie ist mit den putzigen Vierbeinern groß geworden. Zu Hause gab es stets einen Rauhaardackel. Für Sentimentalitäten ist an einem Sektionstisch aber leider wenig Platz. «In diesem Moment ziehst du deine wissenschaftliche Brille auf», sagt Hannah Emde, «und fokussierst dich auf Organe und Muskeln».

Emde tritt in die Fußstapfen von Bublath und Steffens

Die Bonnerin, Jahrgang 1992, ist ganz gut darin, Emotionen und wissenschaftliche Analytik auszutarieren. Diese Fähigkeiten soll sie nun bei einem der bekanntesten Doku-Formate des Fernsehens einbringen: Emde präsentiert künftig im ZDF «Terra X: Faszination Erde». Sie tritt damit in die Fußstapfen von Joachim Bublath (81) und Dirk Steffens (56). Steffens ist vom ZDF zu RTL gewechselt.

Die ersten Folgen mit Hannah Emde sind von Mittwoch (3. April) an in der ZDF-Mediathek abrufbar, von Sonntag an (7. April, 19.30 Uhr) laufen sie im Hauptprogramm. Die neue «Presenterin», wie das ZDF sie nennt, reist darin nach Thailand, ins afrikanische Gabun und auf die Galapagos-Inseln.

Emde: Habe einen anderen Ansatz

Dass sie einiges anders machen möchte als die Herren vor ihr, macht sie bei einem Gespräch in ihrer Heimat Bonn klar. «Dirk Steffens ist einer der besten Erklärer, die es gibt», schickt sie voraus. «Allerdings denke ich, dass ich einen anderen Ansatz habe. Das Format war immer stark erklärend, es gab viel frontale Moderation. Da bin ich nicht so der Typ für.» Sie wolle die Zuschauer mehr «mitnehmen». «Ich bin nicht schon oben im Baum auf 50 Metern – sondern ich werde gezeigt, wie ich den Baum hochklettere.»

Emde wird 1992 in eine Familie hinein geboren, in der Naturfragen eine große Rolle spielen. Ihre Mutter ist Biologin, ihr Vater Forstwissenschaftler. Dass sie Tiermedizin studieren wird, zeichnet sich rasch ab. Wenn sie mit den Dackeln zum Tierarzt geht, ist das ein persönliches Highlight für sie. «Ich wollte alles wissen und war fasziniert von der Frage: Was hat der Dackel jetzt?», berichtet sie.

Die coolste Raubkatze der Welt

Praktika, Assistenzen und Hospitanzen führen sie unter anderem nach Malaysia und nach Madagaskar. Länder mit einer anderen Tierwelt als im Rheinland. «Da kommt es darauf an, dass man den Transfer schafft», sagt sie. Man wisse, wie man ein Tier auf einem sterilen OP-Tisch in Deutschland in Narkose legen könne. «Nun musst du dir überlegen: Wie kriege ich das im Dschungel auf einer Plane bei 39 Grad, mit Mücken und Blutegeln, hin?»

2017 gründet sie den Verein «Nepada Wildlife e.V.» mit, der sich für Natur- und Artenschutz einsetzt. Der Name kommt vom Sunda-Nebelparder, ihrem Lieblingstier. Emde kann über die scheue Spezies wie über eine bewunderte Rockband sprechen. «Das ist die coolste Raubkatze der Welt», sagt sie. Wunderschöne Fellzeichnung, die an Wolken oder Nebel erinnere. Sie sagt auch: «Ich neige dazu, mich von Naturerlebnissen überwältigen zu lassen.»

Eher zufällig zum Fernsehen gekommen

Heute besteht der Großteil ihrer Arbeit darin, über die Natur und ihren Wert zu sprechen. Sie ist Artenschützerin. Ins Fernsehen rutschte sie eher zufällig. Der NDR habe sie vor einigen Jahren einfach gefragt, ob sie eine Doku-Serie machen wolle, erzählt sie. 2022 wurde «Hannah goes wild» veröffentlicht.

Dass sie die Fähigkeit hat, Menschen auf eine Reise mitzunehmen, merkt man, wenn Emde mit eindringlichem Blick über den Dschungel spricht. Selbst an einem grauen Frühjahrstag in Bonn meint man dann leise die Mücken summen zu hören. Oder Indiana Jones zu sehen, der durchs Dickicht robbt. «Dschungel ist Abenteuer, das ist gar keine Frage», sagt sie. Aber Angst müsse man nicht haben. «Irgendwann kann man am Rascheln unterscheiden, ob ein Nasenaffe kommt oder ein Orang-Utan.» Und eine gewisse Stressresistenz, die sei wichtig. Weil man als Tierärztin im akuten Einsatz hoffen müsse, «dass keine Elefanten in der Nähe sind oder vielleicht ein Orang-Utan-Männchen Lust hat, bei einer Narkose vorbeizuschauen».

Und bei einer Tierart ist der Spaß auch für sie ziemlich schnell vorbei – bei Spinnen. Vor denen habe sie «ein bisschen Schiss», sagt sie. «Ab Handtellergröße habe ich ein Problem.» Aber es kann eben nicht nur Rauhaardackel auf der Welt geben.

Von Jonas-Erik Schmidt, dpa

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