Ein Ölfeld in Westsibirien. Laut IEA-Chef Birol kann Russland Europa als einst größten Energieabnehmer nicht einfach durch Asien ersetzen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Yuri Kochetkov/EPA/dpa)

Nach der Abkehr des Westens von russischem Öl und Gas sieht der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, Russland dauerhaft geschwächt. «Russland hat die Energieschlacht verloren», sagte Birol in Paris der französischen Zeitung «Libération».

Die Öl- und Gasexporte seien seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine um 40 Prozent zurückgegangen. Und das sei erst der Anfang, denn die russischen Öl- und Gasfelder seien technisch und geologisch komplex. Sie benötigten die technologische Unterstützung internationaler Experten. «Diese haben sich jedoch aus Russland zurückgezogen.» Da die Felder nicht die notwendige technologische Unterstützung erhielten, werde die Förderung mittelfristig zurückgehen.

Russland könne Europa als einst größten Abnehmer nicht einfach durch Asien ersetzen, sagte der IEA-Chef. «Mit Energie zu handeln ist nicht dasselbe wie Zwiebeln zu verkaufen. Wenn Sie von einem Tag auf den anderen Ihren größten Kunden verlieren, müssen Sie andere finden, um das zu kompensieren, aber Sie brauchen auch eine neue Infrastruktur, um die Energie zu transportieren.» Es werde Jahre dauern, um Pipelines von Westsibirien nach China zu bauen. «Die Rolle Russlands in internationalen Energieangelegenheiten wird in Zukunft weit weniger wichtig sein», meinte Birol.

Europa habe in den vergangenen Jahrzehnten zwei strategische Fehler bei seiner Energieversorgung gemacht. Der eine sei gewesen, sich derart von einem Land, und schlimmer noch von einem Land wie Russland, abhängig zu machen. «Der zweite Fehler ist meiner Meinung nach, dass mehrere europäische Länder auf die Kernenergie verzichten wollten, obwohl sie eine nationale Quelle für die Stromerzeugung ist.» Durch die Energiekrise hätten erneuerbare Energien in Europa einen Schub bekommen, und zwar nicht nur aus Klimagründen. «Heute haben die Regierungen gut verstanden, dass sie außerdem Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit ermöglichen.»

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