Das ifo-Institut veröffentlicht seine neue Konjunkturprognose. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Das Ifo-Institut erwartet in diesem Jahr nur noch zwischen 2,2 und 3,1 Prozent Wirtschaftswachstum, aber einen Anstieg der Inflation auf 5,1 bis 6,1 Prozent.

Das wäre die höchste Rate seit 1982. Hauptgrund sei Russlands Krieg in der Ukraine und der starke Anstieg der Öl- und Gaspreise, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser am Mittwoch in München.

Die Inflation verringere die Kaufkraft der Verbraucher im Gesamtjahr um etwa 30 Milliarden Euro. «Wir werden in den nächsten Monaten bestimmt Raten sehen, die bei sechs Prozent oder sogar leicht darüber liegen», sagte Wollershäuser. Das bremse den privaten Konsum und die Erholung der Wirtschaft nach dem Corona-Einbruch deutlich.

Lieferengpässe und hohe Rohstoffpreise

Zugleich belasteten Lieferengpässe, deutlich gestiegene Rohstoffpreise und die wirtschaftliche Unsicherheit die Wirtschaft. Dabei seien «die Auftragsbücher der Industrie so voll wie seit Jahrzehnten nicht», und die Normalisierung der Corona-Lage könnte dem privaten Konsum eigentlich einen kräftigen Schub geben. Im März habe der Einzelhandelsumsatz aber unter den hohen Energiepreisen gelitten; eine Reihe wichtiger Industrieunternehmen habe die Produktion gedrosselt und Kurzarbeit gefahren. Für die Industrie werde es «vor allem im Sommerhalbjahr einen Dämpfer geben», sagte Wollmershäuser.

Wegen der Unwägbarkeiten des Kriegs berechnete das Ifo-Institut zwei Prognosen. Im optimistischen Szenario sinkt der Ölpreis von derzeit 101 Euro pro Fass schrittweise bis zum Jahresende auf 82 Euro, der Preis für Erdgas sinkt parallel. Die Wirtschaftsforscher legten dabei die aktuellen Preise an den Terminmärkten zugrunde. Außerdem nahmen sie an, dass die Verbraucher den größten Teil ihrer in Corona-Zeiten angesparten Gelder jetzt ausgeben und nicht wegen der unsicheren Zeiten zusammenhalten. Im pessimistischen Szenario dagegen steigt der Ölpreis bis Mai auf 140 Euro pro Fass und sinkt erst dann auf 122 Euro zum Jahresende.

Wirtschaftswachstum in Kriegszeiten

Zwischen 2,2 und 3,1 Prozent Wirtschaftswachstum in Kriegszeiten erscheine auf den ersten Blick immer noch sehr gut, sagte Wollmershäuser. Aber eigentlich bräuchte Deutschland 4 Prozent, um wieder in eine einigermaßen normale Wirtschaftslage zu kommen. Ein möglicher Lieferstopp für Energie aus Russland sei in keinem Szenario berücksichtigt. Dann käme es wahrscheinlich zu einer weiteren Rezession.

Ziemlich sicher dürfte die Zahl der Arbeitslosen dieses Jahr auf unter 2,3 Millionen sinken, sagten die Wirtschaftsforscher. Bei den kommenden Tarifrunden erwarten sie Lohnerhöhungen von rund 3 Prozent. Das trage zur Inflation bei, der Reallohn sinke trotzdem, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Dass die Renten jetzt weit stärker steigen, «ist erfreulich für die Rentner, aber unerfreulich für die Beitragszahler, denn die bezahlen das».

Anstieg der Inflation erwartet

Der Bundesverband deutscher Banken rechnet dieses Jahr mit 2,2 Prozent Wirtschaftswachstum und «in den kommenden Monaten mit einem Anstieg der Inflation auf über 7 Prozent». Im Jahresdurchschnitt erwartet er 6,1 Prozent. «Auch für die nächsten Jahre rechnen wir mit deutlich steigenden Preisen», sagte Hauptgeschäftsführer Christian Ossig am Mittwoch.

Die deutsche Wirtschaftsleistung war 2020 durch die Folgen der Corona-Pandemie um 4,6 Prozent eingebrochen und hatte sich im vergangenen Jahr mit 2,9 Wachstum etwas erholt. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft, das RWI in Essen und das IWH in Halle rechnen in ihren Prognosen für dieses Jahr mit 2,1 bis 3,1 Prozent Wachstum und 4,8 bis 5,8 Prozent Inflation sowie einer Arbeitslosenquote um die 5,0 Prozent.

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