Im Tarifkonflikt des deutschen Bauhauptgewerbes erhöht die Gewerkschaft kurz vor Ende der Friedenspflicht den Druck auf die Arbeitgeberseite. Noch bis Freitag habe die Arbeitgeberseite Zeit, den Schlichterspruch von Mitte April anzunehmen – andernfalls werde es zum Arbeitskampf kommen, kündigte der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Robert Feiger, am Mittwoch in Bremen an. «Dann wird gestreikt! Dann geht es ans Eingemachte», sagte er laut Mitteilung bei einer DGB-Kundgebung zum 1. Mai in Bremen.
Als positives Signal werte die IG BAU, dass die bayerische Bauindustrie den Schlichterspruch am Dienstag doch noch angenommen hat. «Wir wollen bauen, nicht streiten und schon gar nicht streiken», hatte der Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Bauindustrieverbands, Thomas Schmid, die Zustimmung begründet. Die Einigung bedeute «eine markante Kostensteigerung», honoriere aber die Fähigkeiten und Leistungen der Mitarbeiter.
Nach drei erfolglosen Verhandlungsrunden hatte der Schlichter Rainer Schlegel am 19. April zweistufige Lohnerhöhungen vorgeschlagen. Zunächst sollten die Einkommen zum Mai pauschal um 250 Euro steigen und elf Monate später noch einmal 4,15 Prozent im Westen und 4,95 Prozent im Osten. Die IG BAU hatte den Kompromiss vergangenen Woche angenommen. Die Verhandlungskommission der bundesweiten Arbeitgeberverbände hatte dagegen schon unmittelbar nach den Schlichtungsgesprächen gegen eine Annahme der Regelungen ausgesprochen.
Laut Gewerkschaft läuft die Erklärungsfrist noch bis Freitag, 3. Mai, um 14.00 Uhr. Sollte er von den Arbeitgebern bis dahin nicht angenommen werden, dann werde sich auch die Gewerkschaft nicht mehr dran gebunden fühlen, kündigte Feiger an. Gestreikt werde dann wieder für die ursprüngliche Forderung von 500 Euro mehr im Monat. Seine Mitglieder forderte er auf: «Heizt in Euren Betrieben ein und mobilisiert alle Kolleginnen und Kollegen. Legen wir die Betriebe und Baustellen lahm, wenn es die Bauunternehmen nicht anders wollen.» Im deutschen Bauhauptgewerbe sind rund 930.000 Menschen beschäftigt.