Jörg Hofmann ist erster Vorsitzender der IG Metall. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Annette Riedl/dpa)

Die IG Metall will im neuen Jahr vor allem um höhere Löhne für die Beschäftigten ihrer Branchen kämpfen. «Die Erwartung ist klar: Reallohnverluste verhindern», sagte der Erste Vorsitzende Jörg Hofmann der Deutschen Presse-Agentur.

Bis zur Forderungsaufstellung in der zentralen Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie im Herbst müsse die Inflation genau beobachtet werden. Die IG Metall gehe bislang von sinkenden Raten nach den aktuellen Höchstständen aus.

Im Rückblick sei es für den Zeitraum von 2018 bis 2021 gelungen, dass die Gehälter in der Metall- und Elektroindustrie mit den Verbraucherpreisen Schritt halten konnten. «Es gibt insofern im Moment noch keinen Nachholbedarf», sagte Hofmann. Die IG Metall orientiere sich in ihren Entgeltforderungen an der Zielinflationsrate der EZB von 2 Prozent.

Branchen unterschiedlich betroffen

Die wirtschaftliche Lage der M+E-Branchen sei sehr unterschiedlich, meinte der Gewerkschaftschef. Während es für Konsumgüterhersteller angesichts der weiterhin hohen Kaufkraft kaum Probleme gebe, leide ein Teil der Maschinenbauer unter dem coronabedingt zögerlichen Investitionsverhalten vor allem der Kunden außerhalb Europas. Für den Energieanlagenbau könne es neue Aufträge für Gaskraftwerke geben, die in den Plänen der neuen Bundesregierung zur Energiewende aus Hoffmanns Sicht richtigerweise wieder als Brückentechnologie gelte. Das gelte insbesondere auch für die Unternehmen der Heiz- und Klimatechnik.

Trotz aller Produktionsprobleme erzielten die Autohersteller weiterhin beste Ergebnisse, auch weil sie sich wegen der Halbleiter-Knappheit auf besonders lukrative Modelle konzentriert hätten. Problematischer sei die Situation bei den vielen Zulieferern bis hin zur Stahlproduktion, sagte Hofmann. «Die Flaute hat Wirkungen in der gesamten Wertschöpfungskette.» Nach wie vor fehle vielen Betrieben außerdem ein Konzept, wie es nach den Verbrennermotoren weitergehen soll. Auch die entsprechende Investitionskraft sei an vielen Stellen nicht vorhanden, warnte der Gewerkschafter. Die IG Metall werde daher weiterhin auf den Abschluss von Zukunfts-Tarifverträgen und die Entstehung regionaler Transformationsnetzwerke drängen.

Öffentliche Investitionen gefordert

Als positives Beispiel nannte Hofmann das Saarland, wo sich die Partner intensiv gemeinsam um eine Wasserstoff-Infrastruktur bemühten. Bundesweit seien hohe, auch öffentliche Investitionen notwendig, um energieaufwändige Industrien wie Stahl, Chemie oder Zement zu erhalten. Zur Modernisierung der Infrastruktur und Förderung der Transformation in der Industrie seien sehr viel schnellere Planungsverfahren und zusätzliche öffentliche Investitionen von mindestens 50 Milliarden Euro pro Jahr notwendig.

Die IG Metall rüstet sich zudem für die Betriebsratswahlen im Frühjahr. Wichtiges Ziel ist es, die Zahl der Betriebsratsgremien und damit die Stärke der betrieblichen Mitbestimmung zu halten. In den Großbetrieben seien die Listen bereits aufgestellt. «Dabei hat sich gezeigt, dass es erneut keinen breiten Auftritt rechter Listen gibt», sagte Hofmann. Die IG Metall sei hingegen gut aufgestellt. Unter den Bedingungen der Pandemie sei es aber eine «Riesenherausforderung», in kleineren Betrieben Beschäftigte zur Kandidatur zu motivieren und die Wahlbeteiligung in allen Betrieben zu sichern. Die Belegschaften müssten derzeit auch ohne große Betriebsversammlungen erreicht und begeistert werden.

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