In Deutschland gibt es laut einer Auswertung weniger staatliche Vorgaben gegen Gesundheitsschäden durch Rauchen, Alkohol oder stark gesüßte Lebensmittel als in anderen europäischen Ländern. In Großbritannien, Irland und im skandinavischen Raum sei die Präventionspolitik stärker an Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Eindämmen von Erkrankungen ausgerichtet, teilten die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) und das Deutsche Krebsforschungszentrum nach einer eigenen Analyse mit.

Im Blick des Vergleichs von 18 Ländern standen beispielsweise Rauchverbotszonen, Werbebeschränkungen, Abgaben auf gezuckerte Softdrinks oder «gesunde Ernährungsumgebungen» in Schulen. Die Chefin des AOK-Bundesverbands, Carola Reimann, sagte: «Prävention ist nicht nur Privatsache oder eine Frage der Eigenverantwortung.» Die Politik sei gefordert, die gesunde Wahl zur einfacheren und leichteren Wahl im Alltag zu machen.

Risiko für Krebs und Diabetes

Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums gelten 40 Prozent aller Krebserkrankungen als Folge eines ungesunden Lebensstils. Mehr als die Hälfte dieser vermeidbaren Fälle gingen auf das Konto von Tabak, Alkohol, ungesunder Ernährung und Bewegungsmangel, sagte Vorstandschef Michael Baumann. Sie steigerten auch das Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ärztepräsident Klaus Reinhardt sagte, Deutschland habe bei der Gesundheitsförderung im internationalen Vergleich erheblichen Nachholbedarf. Er forderte unter anderem, Steuern auf Nikotin, Alkohol und Zucker zu erhöhen, um den Konsum zu reduzieren und Präventionsprogramme zu finanzieren.