Der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln beschleunigte sich im Juni auf 12,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christoph Soeder/dpa)

Dank Tankrabatt und 9-Euro-Ticket: Trotz des anhaltenden Anstiegs der Energie- und Lebensmittelpreise hat die Inflation in Deutschland im Juni etwas an Dynamik verloren.

Die Verbraucherpreise legten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,6 Prozent zu. Die Wiesbadener Behörde bestätigte damit eine erste Schätzung. Im Mai hatte die Inflationsrate noch bei 7,9 Prozent gelegen.

Gedämpft wurde der Anstieg der Verbraucherpreise im Juni von dem zu Monatsbeginn eingeführten Tankrabatt und dem 9-Euro-Ticket. Die Bundesregierung versucht, die Menschen unter anderem mit diesen auf drei Monate befristeten Maßnahmen zu entlasten. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, weil sich diese für einen Euro weniger leisten können.

Wegen der schwankenden Rohölpreise lassen sich dem Bundesamt zufolge die Auswirkung des Tankrabatts allerdings nicht exakt beziffern. Insgesamt kostete Energie im Juni 38,0 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Sprit verteuerte sich um 33,2 Prozent, der Preisauftrieb schwächte sich damit etwas ab. Im Mai waren die Kraftstoffpreise noch um 41,0 Prozent gestiegen. Leichtes Heizöl kostete mehr als doppelt so viel als ein Jahr zuvor (plus 108,5 Prozent). Auch Erdgas (plus 60,7 Prozent) und Strom (plus 22,0 Prozent) verteuerten sich deutlich.

Der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln beschleunigte sich im Juni auf 12,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Im Mai waren die Preise noch um 11,1 Prozent und im April um 8,6 Prozent gestiegen.

DIW-Präsident: Schon viele Menschen in Notsituation

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, fordert weitere Entlastungen für Geringverdiener gefordert. «Wir haben schon für viele Menschen heute eine Notsituation. Nicht, weil es eine Knappheit gibt – sondern weil die Preise explodiert sind», sagte Fratzscher im ZDF-«Morgenmagazin». «Und gerade Menschen mit geringen Einkommen müssen ja jetzt schon 150, 200 Euro mehr im Monat für Lebensmittel, für Energie – gerade für Gas auch – zahlen.»

Vor dem Hintergrund der Debatte über eine drohende Gasknappheit sagte er: «Wir brauchen gar nicht erst warten auf das Problem. Wir haben schon jetzt eine Krise.»

Die Politik tue noch nicht genug, um Menschen, die wirklich Hilfe benötigten, zu entlasten, kritisierte Fratzscher. Bei den bisherigen Entlastungspaketen seien «nicht wirklich die Menschen am unteren Ende gezielt entlastet» worden, sondern es sei nach dem Gießkannenprinzip vorgegangen worden. «Menschen, die Hartz IV, die eine Grundrente erzielen, die haben keinen Schutzmachanismus», warnte der DIW-Präsident. «Die Menschen, die brauchen jetzt dringend Geld in die Tasche, denn die Situation wird nicht besser, sondern eher in den kommenden Monaten nochmal deutlich schlechter.»

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