Der preisgekrönte iranische Filmregisseur Jafar Panahi ist laut einem Zeitungsbericht nach rund sieben Monaten Haft auf Kaution freigelassen worden. Die iranische Zeitung «Shargh» berichtete davon am Freitag auf Twitter.
Am Mittwochabend hatten Filmschaffende unter Berufung auf Panahis Familie verkündet, dass der 62-Jährige in einen Hungerstreik getreten sei. Seit Juli 2022 war Panahi im berüchtigten Ewin-Gefängnis in der iranischen Hauptstadt Teheran inhaftiert.
Das Leitungsduo der Berlinale, Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian, sagte nun laut einer Mitteilung: «Wir waren sehr besorgt um die Gesundheit Jafar Panahis und sind nun sehr froh, dass er endlich freigelassen wurde.» Erleichtert zeigte sich auch der ehemalige Berlinale-Leiter Dieter Kosslick. Er sagte dem 3sat-Magazin «Kulturzeit»: «Ich denke, er wird auch erstmal frei bleiben. Ich höre, dass es ihm den Umständen entsprechend gut geht.»
Kritische Auseinandersetzung mit der Politik
Panahi, der sich in seinen Filmen auch kritisch mit der Politik der Islamischen Republik auseinandersetzt, ist einer der international bekanntesten Regisseure des Landes. Für seinen jüngsten Film «No Bears» bekam er in Abwesenheit auf den Filmfestspielen in Venedig einen Spezialpreis der Jury. Er erhielt im Laufe seiner Karriere viele weitere Auszeichnungen, etwa 2015 den Hauptpreis der Berlinale für «Taxi Teheran». Nach Angaben der iranischen Justiz saß der Regisseur wegen «Propaganda gegen die Regierung» im Gefängnis, die Haftstrafe sollte demnach insgesamt sechs Jahre betragen.
Mehrere bekannte Filmschaffende und Regisseure sind im Iran inhaftiert. Unter ihnen befindet sich auch der Berlinale-Gewinner Mohammed Rassulof. Im Rahmen der jüngsten Demonstrationen wurden zwischenzeitlich auch Schauspielerinnen inhaftiert, die sich mit der von Frauen angeführten Protestwelle solidarisiert hatten. Rassulof und Panahi hatten sich im Sommer vergangenen Jahres kritisch zu einem Einsturz einer im Bau befindlichen Einkaufspassage geäußert.
Auslöser der jüngsten Protestwelle im Iran war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im Polizeigewahrsam Mitte September. Sie war von der sogenannten Sittenpolizei wegen Verstoßes gegen islamische Kleidungsvorschriften festgenommen worden. In den vergangenen Wochen nahmen die Straßenproteste wieder ab. Ihren Unmut drücken viele Frauen inzwischen durch zivilen Ungehorsam aus, etwa indem sie den Kopftuchzwang ignorieren.