Zusammengestellte Stühle und Tische stehen vor einem Café in München. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Peter Kneffel/dpa)

Im deutschen Gastgewerbe ist während der Corona-Pandemie nahezu jeder vierte Job verloren gegangen.

Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts vom Freitag arbeiteten in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres 23,4 Prozent weniger Menschen in der Branche als im gleichen Zeitraum des Vorkrisenjahres 2019. Da auch die Zahl der Auszubildenden weiter schmilzt, erwarten die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) und der Verband Dehoga einen überaus schwierigen Neustart.

Besonders hart hat es die Beschäftigten von Bars und Kneipen getroffen: Hier musste seit 2019 fast die Hälfte (44,7 Prozent) der Belegschaft gehen. Bei Betrieben mit Essensangebot lief es bei einem Rückgang um 22,5 Prozent etwas besser. Am sichersten waren die Jobs noch bei den Caterern, die lediglich 17,1 Prozent weniger Leute hatten als vor der Krise. Kurzarbeitende wurden weiterhin als Beschäftigte gezählt.

Die Branche fordert weitere staatliche Hilfen

Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges verlangte weitere staatliche Hilfen für das anstehende dritte Jahr unter Pandemie-Bedingungen. «Neun Monate Lockdown und seit März 2020 kein Monat auf Vorkrisenniveau haben tiefe Spuren hinterlassen. Die erneuten erheblichen Umsatzverluste seit November, die sich im neuen Jahr nochmals deutlich erhöht haben, machen es erforderlich, die Hilfen zu verbessern», sagt sie am Freitag. Das zielt vor allem auf die Sozialversicherungsbeiträge bei Kurzarbeit, welche die Betriebe weiterhin vollständig erstattet bekommen wollen.

Doch das Instrument der Kurzarbeit hat einer großen Beschäftigtengruppe in Kneipen und Restaurants überhaupt nichts geholfen. Laut Statistik mussten bereits im ersten Pandemiejahr 2020 mindestens 70 000 von vormals 450 000 Mini-Jobbern gehen, ohne Kurzarbeit oder Arbeitslosengeld. «Diese Menschen sind ohne jede Absicherung auf der Straße gelandet», sagt NGG-Chef Guido Zeitler. Das beweise erneut, dass Minijobs keinerlei Sicherheit bieten. Es gehe daher komplett in die falsche Richtung, wenn die Bundesregierung die Verdienstgrenze nun auf 520 Euro anheben wolle.

Auch die Ausbildung hat stark gelitten

Noch aus einem anderen Grund lehnt der Gewerkschafter die in Küchen und Kneipen weit verbreiteten Beschäftigungsverhältnisse ab: «Minijobs sind auch der Türöffner für Schwarzarbeit, weil viele deutlich mehr arbeiten und dafür dann schwarz bezahlt werden. Wenn dann Kontrollen kommen, heißt es, dass sie doch angemeldet sind.»

2000 unbesetzte Lehrstellen für Köche und Köchinnen, 1600 bei den Hotelfachleuten und 1500 bei den Restaurantfachkräften: Die Zahlen aus dem Arbeitsmarktbericht 2021 der Bundesagentur für Arbeit zeigen deutlich, dass in der Gastronomie auch die Ausbildung in der Pandemie gelitten hat. Das Statistikamt berichtet zusätzlich, dass schon 2020 knapp 20 Prozent weniger junge Leute eine Kochlehre begonnen haben als im Jahr zuvor. Ausbildungen zum Systemgastronom (minus 16,1 Prozent) oder zur Restaurantfachkraft (minus 21,9 Prozent) waren ebenfalls deutlich weniger gefragt.

Die fehlenden Auszubildenden drohen zum Fachkräftemangel von morgen zu werden. Die NGG verlangt eine Ausbildungsoffensive und allgemein bessere Arbeitsbedingungen mit deutlich höheren Gehältern für Fachkräfte. Zudem will sie unbezahlte Überstunden bekämpfen und verlässlichere Arbeitszeiten durchsetzen. Dies sei während der Pandemie in einigen Tarifgebieten wie Berlin oder Hessen gelungen, während sich andere Landesverbände weiterhin sperrten.

Von Christian Ebner, dpa

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