Jennifer Hudson spielt die legendäre Aretha Franklin. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc./Universal Pictures/dpa)

Die Lebensgeschichte von Aretha Franklin glaubwürdig und packend auf die Leinwand zu bringen, steht und fällt mit der Rollenbesetzung. Immerhin war die «Queen of Soul» eine Ausnahme-Sängerin.

Nun kommt die Hollywood-Biografie «Respect» über die Musiklegende in die Kinos – mit Oscar-Preisträgerin Jennifer Hudson in der Hauptrolle. Die Wahl von Hudson war ein ausdrücklicher Wunsch der 2018 an Krebs gestorbenen Soul-Ikone. Sie waren jahrelang miteinander befreundet.

Multitalent mit Powerstimme

2004 hatte es die völlig unbekannte Hudson mit ihrer Interpretation des Franklin-Hits «Share Your Love with Me» in die Talentshow «American Idol» geschafft. Wenig später durfte die junge Sängerin für Franklin ein Konzert eröffnen. 2006 folgte ihr Oscar-Durchbruch mit dem Filmmusical «Dreamgirls». Bei einem Tribut für die Soul-Diva begeisterte Hudson 2014 mit einem Medley von Franklins größten Hits –  «Think», «Respect», «Natural Woman» und «I Never Loved a Man the Way I Love You». Damit konnte sich das Multitalent mit der Powerstimme die Hauptrolle in dem lange geplanten Biopic spielend sichern.

«Respect» beginnt im Jahr 1952 in Detroit. Die kleine Aretha (Skye Dakota Turner) mit dem Spitznamen «Ree» singt mit kraftvoller Stimme im Haus ihres Vaters (Forest Whitaker). Der charismatische Prediger und Aktivist hat Partygäste wie Dinah Washington, Ella Fitzgerald und Duke Ellington eingeladen. Die Musik wurde Aretha quasi in die Wiege gelegt, auch ihre Mutter ist eine begnadete Pianistin und Sängerin. Doch schnell kommen die «Dämonen» zum Vorschein, die Franklin lange verfolgen.

Die zerrüttete Ehe der Eltern, der Tod der Mutter kurz vor Arethas zehntem Geburtstag, ihre erste Schwangerschaft mit zwölf Jahren, das zweite Kind mit 14. Ihr schmerzliches Privatleben hat Franklin zeitlebens unter Verschluss gehalten. «Respect» berührt die tragischen Erlebnisse ihrer Kindheit und Jugend aber nur am Rande. Etwas mehr Platz räumt Regisseurin Liesl Tommy der komplizierten Beziehung mit dem strengen Vater und der ersten Ehe mit ihrem Manager Ted White (Marlon Wayans) ein, die von Missbrauch geprägt war.

Die unglaubliche Karriere der «Queen of Soul»

In ihrem Regiedebüt zollt die gebürtige Südafrikanerin Tommy der legendären Künstlerin vor allem Respekt. Die Schicksalsschläge in Franklins Leben spiegeln sich mehr in der emotionalen Kraft ihrer Musik. «Respect» fängt den unglaublichen Werdegang der «Queen of Soul» ein, von ihren Anfängen im Kirchenchor zum weltweit gefeierten Superstar, von ihrer Power als Bürgerrechtsaktivistin bis zur vielfachen Grammy-Preisträgerin. 

Jennifer Hudson (40) sorgt als Aretha am Klavier und am Mikrofon für unzählige Gänsehaut-Momente. Es sind triumphale Auftritte im New Yorker Madison Square Garden oder in Paris, aber auch eine nächtliche Jam-Session mit ihren Schwestern, als sie den titelgebenden Song «Respect» von Otis Redding neu arrangiert. Dieses Lied wird zu einer Hymne für die Frauen- und Bürgerrechtsbewegung. Mitreißend ist auch eine Studio-Szene mit einer Gruppe weißer Musiker in Alabama. Nach anfänglicher Befangenheit bei der Aufnahme von «I Never Loved a Man» wächst die Sängerin völlig über sich hinaus und reißt die Studiomusiker mit.

Einen kleinen, aber prägnanten Auftritt hat die Sängerin Mary J. Blige in der Rolle der Blues-Ikone Dinah Washington. In einem Club trifft Washington auf die junge Franklin, die zu diesem Zeitpunkt noch ohne Hit ist und an ihrer Karriere zweifelt. «Schätzchen, finde Songs die dich bewegen», rät ihr Washington. «Wenn du das nicht schaffst, kommst du nicht weiter».

Hudson findet Zugang zu der Legende

Mit ihrer Darstellung von Franklin ist Jennifer Hudson einen großen Schritt weiter gekommen. In Interviews verweist sie auf die enge Verbindung zwischen ihr und der Soul-Diva. «Wir haben lange Zeit über ihr Leben gesprochen», sagte Hudson im August dem «San Francisco Chronicle», bis zu Franklins Tod 2018 im Alter von 76 Jahren. «Sie war eine Retterin und in vieler Hinsicht eine Ratgeberin für mich», erklärte die Oscar-Preisträgerin, die selbst viele Schicksalsschläge überwinden musste. 2008 waren ihre Mutter, ihr Bruder und ein junger Neffe in Chicago ermordet worden.

Hudson sieht weitere persönliche Parallelen, etwa ihr Glaube und die Liebe zur Gospelmusik. Franklins legendärer Auftritt im Jahr 1972 mit dem Song «Amazing Grace» in einer Baptisten-Kirche in Los Angeles ist ein Highlight des Biopics. Franklins Stimme ist unnachahmlich, aber Hudson hat Zugang zu der Legende gefunden, um ihren Ton gebührend zu treffen.

Respect, USA 2021, 146 Min, FSK ab 12, von Liesl Tommy, mit Jennifer Hudson, Forest Whitaker, Marlon Wayans.

Von Barbara Munker, dpa

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